gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Die Anatomie der anterolateralen Strukturen des Kniegelenkes – eine histologische und makroskopische Evaluation

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Brockmeyer - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Homburg, Germany
  • Patrick Orth - Universitätsklinikum des Saarlandes, Zentrum für Experimentelle Orthopädie, Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Homburg, Germany
  • Denis Höfer - Universitätsklinikum des Saarlandes, Institut für Anatomie, Homburg, Germany
  • Romain Seil - Centre Hospitalier Luxembourg, Orthopädie, Luxemburg, Luxembourg
  • Friedrich Paulsen - Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Anatomie II, Erlangen, Germany
  • Michael D. Menger - Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Germany
  • Dieter Kohn - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Homburg, Germany
  • Thomas Tschernig - Universitätsklinikum des Saarlandes, Institut für Anatomie, Homburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB33-550

doi: 10.3205/19dkou213, urn:nbn:de:0183-19dkou2130

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Brockmeyer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Diese anatomische Studie untersucht, ob sich anhand von Präparation der anterolateralen Kniegelenksstrukturen an Humanpräparaten das anterolaterale Ligament (ALL) regelhaft darstellen lässt und ob dieses Ligament histologisch und makroskopisch als Teil des Tractus iliotibialis, als Teil der anterolateralen Gelenkkapsel oder als eine eigenständige, separate Struktur anzusehen ist.

Methodik: Die Präparation und Darstellung der anterolateralen Kniegelenksstrukturen sowie des ALL erfolgten in der Technik nach Claes et al. (2013) und Daggett et al. (2016) an 23 humanen Kniepräparaten, wovon 10 paarige Präparate (6 männlich, 4 weiblich) formalin-fixiert und 3 Präparate (2 weiblich) frisch alkoholfixiert waren. Die qualitative anatomische Beschreibung des ALL beinhaltete die femorale und tibiale Insertion, Form, Verlauf und Relation in Bezug auf das laterale Kollateralband und den lateralen Femurepikondylus. Die quantitative anatomische Analyse des ALL umfasste die Länge, Breite, Dicke und Distanz zum Gerdy's Tuberkel und Fibulaköpfchen. Für die histologische Untersuchung wurden separate Gewebeproben des ALL, der angrenzenden anterolateralen Kniegelenkskapsel sowie des nahe gelegenen Tractus iliotibialis entnommen. Es erfolgte eine Hämatoxylin-Eosin-Färbung sowie eine May-Grünwald-Färbung von 7µm dünnen, sagittalen Schnitten. Die qualitative Analyse der Schnitte berücksichtigte die Dicke des Gewebes, den Anteil von dichtem Bindegewebe, die Orientierung der Gewebefasern und das Vorhandensein von Zellmaterial, einer Synovialmembran sowie Blutgefäßen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das ALL konnte in allen Präparaten (sowohl formalin-fixierte als auch frisch alkoholfixierte) als eine abgrenzbare extraartikuläre ligamentäre Struktur dargestellt werden, die sich von der anterolateralen Gelenkkapsel und von der tiefen Schicht des Tractus iliotibialis unterscheiden ließ. Sie stellte sich fächerförmig dar und zeigte einen schrägen Verlauf ausgehend vom distalen Femur von proximo-dorsal nach ventro-distal zur anterolateralen Tibia. Die femorale Bandinsertion zeigte sich posterior und leicht proximal der Insertion des lateralen Kollateralbandes sowie dem lateralen Femurepikondylus. Die femorale Insertion überlappte das laterale Kollateralband in allen Präparaten. Die tibiale Insertion fand sich mittig (49.2%) zwischen Gerdy's Tuberkel sowie dem Fibulaköpfchen. 15 der 23 Präparate zeigten zusätzlich ausstrahlende Fasern mit Anheftung im Bereich des Außenmeniskus. Eine forcierte Innenrotation des Kniegelenkes führte zu einer Anspannung des ALL. Die histologische Untersuchung erbrachte ein typisches ligamentäres Gewebe für das ALL mit abgrenzbaren Unterschieden in der histologischen Zusammensetzung zur anterolateralen Gelenkkapsel und zum Tractus iliotibialis. Die histologischen und makroskopischen Ergebnisse dieser Studie sprechen für die Existenz des ALL als eine regelhafte, eigenständige ligamentäre Struktur im Bereich des anterolateralen Kniegelenkes.