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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Gesundheitsökonomischer Impact der AO Foundation in der Behandlung von Frakturen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Klaus Eichler - Winterthur Institute of Health Economics, Winterthur, Switzerland
  • Marc Höglinger - Winterthur Institute of Health Economics, Winterthur, Switzerland
  • Flurina Meier - Winterthur Institute of Health Economics, Winterthur, Switzerland
  • Eberhard Denk - AO Foundation, AOVET, Dübendorf, Switzerland
  • Felix Gutzwiller - ISPM (emeritus), Universität Zürich, Zürich, Switzerland
  • Joachim Prein - University Hospital Basel, CMF surgery (emeritus), Dübendorf, Switzerland
  • Nikolaus Renner - Traumatology Department, Cantonal Hospital Aarau, Aarau, Switzerland
  • Alexander Joeris - AO Foundation, CID, Dübendorf, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB33-344

doi: 10.3205/19dkou207, urn:nbn:de:0183-19dkou2076

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Eichler et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Osteosynthese (OS) wurde durch die AO (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen) in den 1950-er Jahren in der Schweiz eingeführt. Die OS hat die Frakturbehandlung weltweit revolutioniert. Erstaunlicherweise wurde bisher keine formale Impact-Analyse für diese Technologie durchgeführt. Fragestellung unserer Studie: Wie gross ist der gesundheitsökonomische Impact der OS bei der Behandlung von 3 Index-Frakturen über 60 Jahre hinweg in 17 high-income Ländern?

Methodik: Wir gingen von einer hypothetischen Abwesenheit der Technologie OS aus und verglichen OS (Intervention) mit konservativer Behandlung (CONS; Kontrolle). Für unsere Kosten-Vergleichsstudie benutzten wir ein Decision-tree Model mit gesellschaftlicher Perspektive. Eingeschlossen waren erwerbstätige Patienten (Alter < 65 Jahre) mit folgenden Index-Frakturen (Femur-, Tibia- oder Radiusfrakturen; jeweils separat modelliert für proximale, Schaft- und distale Frakturen). Für proximale Femurfrakturen wurden zusätzlich Patienten >=70 Jahre eingeschlossen. Als Outcome wurde der Unterschied zwischen OS und CONS für gewonnene Lebensjahre sowie Gesamtkosten (Summe von direkten medizinischen Kosten und Produktivitätsverlusten) berechnet. Die Gesamtkosten wurden in Schweizer Franken (CHF) angegeben (inflationsadjustiert für Kostenjahr 2015; Diskontierungssatz 3%; Umrechnungsfaktor in Euro: 1.07). Es wurden Daten der obligatorischen Schweizerischen Unfallversicherungen, der OECD und der Weltbank verwendet. Von unserem Base Case Schweiz extrapolierten wir die Ergebnisse auf 16 high-income Länder aus vier Kontinenten (Tabelle 1 [Tab. 1]) und führten Sensitivitätsanalysen durch.

Ergebnisse: In der erwerbstätigen Bevölkerung beliefen sich die Einsparungen durch OS über sechs Jahrzehnte in 17 Ländern auf CHF 855 Mia. (minimal 360 Mia.; maximal 1213 Mia.; Tabelle 2 [Tab. 2]). Etwa 95% der eingesparten Gesamtkosten durch OS sind auf geringere Produktivitätsverluste zurückzuführen. 4.6 Mio. Lebensjahre wurden in dieser Altersgruppe gewonnen, wovon 2/3 vor dem 65. Lebensjahr anfielen und bereits bei den Produktivitätsverlusten einberechnet sind. Bei den älteren Patienten mit proximalen Femurfrakturen wurden CHF 69 Mia. an direkten Kosten eingespart und zusätzlich 73 Mio. Lebensjahre gewonnen.

Schlussfolgerungen: Der gesundheitsökonomische Impact der OS über sechs Jahrzehnte war erheblich. Es resultierten bedeutsame Produktivitätsgewinne und zusätzliche Lebensjahre.