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Stellenwert von kanülierten, Zement augmentierbaren Kondylenschrauben bei osteoporotischen distalen Femurfrakturen - Ergebnisse einer biomechanischen Untersuchung
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Für geriatrische Patienten mit distaler Femurfraktur ist eine frühzeitige Vollbelastung essentiell um Sekundärkomplikationen wie z.B. eine Pneumonie oder ein Dekubuitalulkus zu verhindern. Aufgrund einer vorbestehenden Osteoporose werden aber gerade bei diesen Patienten immer wieder Osteosyntheseversagen beobachtet. In diesem Zusammenhang hat sich eine zusätzliche Zementaugmentation von Kondylenschrauben bei der Plattenosteosynthese distaler Femurfrakturen als hilfreich erwiesen. Trotz einer erhöhten Stabilität der Osteosynthese stellt gerade der unkontrollierte Abfluss von Zement in die umliegenden Weichteile einen entscheidenden Nachteil dieses Verfahrens dar.
Ziel unserer Studie war es deshalb, den Stellenwert einer neu konzipierten, zementierbaren Kondylenschraube zur Plattenfixierung in einem humanen Kadavermodell biomechanisch zu untersuchen.
Unsere Hypothese bestand darin, dass die kanülierten, augmentierbaren Kondylenschrauben eine gezielte Zementapplikation erlauben würden, ohne dass es zu einem unkontrollierten Zementabfluss kommen würde. Des Weiteren wurde vermutet, dass die Osteosynthesen mit Zement augmentierbaren Kondylenschrauben zu einer erhöhten Implantatverankerung führen würden, was sich in höheren Versagenslasten dieser Osteosynthesen widerspiegeln würde.
Methodik: Es wurden acht Paar osteoporotische Femora (Durchschnittsalter 77 Jahre, Alterspanne 62-88 Jahre) verwendet. Als Frakturmodell wurde eine instabile AO / OTA 33-A3-Fraktur etabliert.
Alle Proben wurden mit einer polyaxial winkelstabilen Plattenosteosynthese versorgt.
Alle linken Proben eines Knochenpaares wurden der konventionellen Gruppe zugeordnet und erhielten eine winkelstabile Plattenosteosynthese zur Versorgung der distalen Femurfraktur.
Alle rechten Proben eines Knochenpaares wurden zufällig der Zement augmentierten Gruppe zugeordnet und erhielten eine zusätzliche Zementierung ihrer fenestrierten Kondylenschrauben unter Verwendung eines Calciumphosphat-Knochenzements.
Eine servohydraulische Prüfmaschine wurde verwendet, um eine zyklische axiale Belastung unter Verwendung eines Load-to-failure Modus durchzuführen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die mittleren Druckkräfte, welche zum Versagen führten, betrugen 1875 N (95% CI: 1320-2430 N) in der nicht augmentierten Gruppe und 2475 N (95% CI: 1727-3223 N) in der Gruppe mit zementaugmentierten Kondylenschrauben (p = 0,041). Ein Ausreißen der Kondylenregion aus den Kondylenschrauben war in beiden Gruppen der häufigste Grund für ein Osteosyntheseversagen. Die axiale Steifigkeit (p = 0,889) sowie die plastische Verformung der Osteosynthesekonstrukte waren in beiden Gruppen vergleichbar (p = 0,161). Es wurde keine ungewollte Zementleckage beobachtet.
Basierend auf den vorliegenden Studienergebnissen könnte die neu entwickelte, zementierbare Kondylenschraube ein wertvolles Hilfsmittel bei der Fixierung von distalen Femurfrakturen bei Patienten mit osteoporotischem Knochen sein.