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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Perioperative Komplikationen bei der Versorgung der pertrochantären Femurfraktur beim geriatrischen Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jonas Garthmann - Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • David Baur - Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Ulrich Spiegl - Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Johannes Fakler - Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Christoph Josten - Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB26-875

doi: 10.3205/19dkou143, urn:nbn:de:0183-19dkou1431

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Garthmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die pertrochantäre Femurfraktur (PFF) ist eine der häufigsten Verletzungen im Alter und zählt zu einer wichtigen Ursachen für Morbidität und Mortalität beim geriatrischen Patienten. Aufgrund der ständig steigenden Lebenserwartung und Verschiebung der Alterspyramide sehen wir neben der steigenden Fallzahl die Entstehung eines neuen Patientenkollektives - das der „sehr alten", welches aufgrund der meist vorbestehenden Mulitmorbidität die behandelnden Mediziner vor neue Herausforderungen stellt.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Verlaufsanalyse wurden alle geriatrischen Patienten in den Jahren 2014-2017 in einem deutschen Maximalversorger versorgten PFF erfasst und in zwei Kohorten aufgeteilt. Die Kohorte der „sehr alten“ umfasst alle Patienten von > 90 Jahren, die Vergleichskohorte wird durch Patienten < 90 Jahren repräsentiert. Eingeschlossen wurden ausschließliche isolierte PFF infolge von Niedrigenergietraumen >60J.

Der Follow-up beinhaltete ausschließlich den Zeitraum der stationären Behandlung.

Es erfolgte der Vergleich auf behandlungsbedürftige internistische sowie chirurgische Komplikationen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 353 Patienten eingeschlossen, wobei 276 jünger als 90 Jahre alt waren (Ø 77,7 ±10,1), die Kohorte der „sehr alten“ über 90-Jährigen zählte 77 Patienten (Ø 92,5 ± 2,3). In der Gruppe der < 90-Jährigen zeigten sich mit 26% signifikant seltener behandlungsrelevante Komplikationen als in der Vergleichskohorte, wo 70% behandlungsbedürftige Komplikationen aufwiesen (p<0.05). Der größte Anteil der dokumentierten Komplikationen war in beiden Gruppen von internistischer Genese im Sinne von HWIs, Anämien, Pneumonien oder akuter Verschlechterung der renalen Funktion. Hier zeigte sich ein signifikanter Anstieg (p< 0,05) in der Kohorte der > 90-Jährigen mit 40% im Vergleich zu 16% in der Gruppe der < 90-Jährigen. Chirurgischen Komplikationen angeführt von postoperativen Wundheilungsstörungen und sekundärem Materialversagen war während des stationären Aufenthaltes weniger häufig nachweisbar, es zeigte sich kein signifikanter Unterschied mit 9 von 77 (12%) in der Gruppe der > 90-Jährigen im Vergleich zu 20 von 276 (7%); p>0.05. Die Mortaliätsrate unterschied sich ebenfalls signifikant (> 90 J.: 9%; < 90J.: 1%; p< 0.05).

Bemerkenswert ist der Vergleich der mittleren Verweildauer. Hier zeigte sich trotz der signifikant erhöhten Komplikationsrate der >90-Jährigen kein signifikanter Unterscheid zwischen den Kohorten (> 90 J.: 12,7d; < 90 J. 12,9 d; p >0.05). Eine mögliche Erklärung dafür ist die höhere Weiterverlegungsrate der sehr alten Patienten in akut geriatrische Einrichtungen (> 90 J.: 23%; <90 J.: 12%; p< 0.05).

In dieser retrospektiven Fallanalyse konnte das signifikant höhere Auftreten von internistischen Komplikationen bei Patienten >90 Jahren beobachtet werden. Diese Ergebnisse suggerieren, dass der Schnittpunkt der Alterstraumatologie mit anderen Fachdisziplinen insbesondere der Akutgeriatrie in Zukunft von enorm zunehmender Bedeutung sein wird.