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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Kann Teleradiologie die Qualität und die Abläufe der Schwerverletztenversorgung verbessern? Sicht eines Traumanetzwerks vs. Deutsche Universitätsklinika

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Tanja Herbst - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Clara Lang - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Georgi Chaltikyan - Technische Hochschule Deggendorf (THD), European Campus Rottal-Inn, Pfarrkirchen, Germany
  • Markus Blaetzinger - AUC - Akademie der Unfallchirurgie GmbH, München, Germany
  • Johannes Sturm - AUC - Akademie der Unfallchirurgie GmbH, München, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB25-416

doi: 10.3205/19dkou129, urn:nbn:de:0183-19dkou1295

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Ernstberger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Jede TraumaNetzwerk-Klinik soll eine Möglichkeit zum teleradiologischen Bildaustausch (TeleRadiologie, TR) vorhalten, empfiehlt das Weißbuch der Schwerstverletztenversorgung. Ein Umstand, der den Verantwortlichen in den Kliniken - insbesondere bei den Verwaltungen - oftmals viel Zeit, den Kliniken selbst Geld kostet.

Ist dies nun ein gutes Investment? Sehen wir tatsächlich Vorteile durch die teleradiologische Vernetzung bei der Versorgung von Schwerstverletzten? Diese Studie evaluiert einerseits die Meinung von Kliniken eines ländlich geprägten TraumaNetzwerks, andererseits die Meinung der Universitätsklinika in Deutschland.

Methodik: Die Datenerhebung erfolgte Fragebogenbasiert. Dieser wurde an 27 Klinken innerhalb eines TraumaNetzwerkes (TNW) und 32 Universitätsklinika (UK) bundesweit verschickt.

Die Datenerhebung erfolgte über 3 Monate.

Die Auswertung erfolgte über den Χ² -Test für nominale Variablen und den Mann-Whitney-U-Test für ordinale/metrische Variablen. Das Signifikanzniveau wurde bei 0,05 angesetzt.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug bei TNW 74,1% (n=20), bei UK 62,5% (n=20). Im TNW nahmen 5 ÜTZ, 4 RTZ, 9 LTZ und 2 partizipierende Kliniken teil. Ein UK beteiligte sich an beiden Umfragen. Alle Studienkliniken nutzten Systeme zur teleradiologischen Bildübermittlung, hierbei jeweils mehr als 60% das System „TK-med".

Alle TNW-Kliniken und 90% der UK bestätigten eine Steigerung der Versorgungsqualität durch TR (p=0,190). Allerdings stuften 5% von UK die Steigerung der Versorgngsqualität durch TR als gering ein.

Eine Verbesserung der Patientensicherheit durch TR bescheinigten 80% der TNW-Kliniken und 90% der UK (p=0,749).

Eine ökonomische Verbesserung durch TR sahen 90% der TNW-Gruppe und 75% der UK (p=0,421). Zudem sagten mehr als 70% der befrageten Kliniken beider Gruppen aus, dass sich durch TR unnötige Verlegungen vermeiden ließen.

Schlussfolgerung: Es darf postuliert werden, dass die teleradiologische Vernetzung nach der Meinung der befragten Kliniken sowohl für die Patienten als auch für die Behandlerseite Vorteile zeigt.

Durch die flächendeckende Möglichkeit des Versands von radiologischen Bildgebungen wird die Traumaversorgung auf ein neues Level bezüglich der Behandlungsqualität und der Patientensicherheit gebracht.

Für die Behandlerseite ergibt sich der Nutzen sowohl für die kleineren Kliniken, die häufig die anfordernde Seite der TR darstellen, als auch die größeren, aufnehmenden Häuser: Für die kleineren Häuser wird eine 24/7 Traumaversorgung ermöglicht, für die großen Häuser ergibt sich vor allem eine ausgeglichenere Patientenverteilung. Ökonomische Nachteile sollten hierbei für keine der beteiligten Parteien entstehen.

Diese Studie zeigt, dass sich der Aufwand zu lohnen scheint.

Allerdings kann keine klare Evidenz des medizinischen Nutzens von TR für den Patienten durch diese Umfragestudie erbracht werden. Nachfolgende Arbeiten sollten den dezidierten Nutzen von TR für den Patienten weiter evaluieren.