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Eine vorgeschriebene Teilbelastung reduziert die postoperative Mobilität bei geriatrischen Patienten mit Hüftfrakturen, ohne die Belastung zu reduzieren
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Postoperative Mobilitätseingeschränkungen bei geriatrischen Hüftfrakturpatienten können eine ernsthafte Bedrohung darstellen und das Outcome signifikant beeinflussen. Obwohl geriatrische Hüftfrakturpatienten oftmals Schwierigkeiten haben postoperative Belastungsvorgaben nach Frakturversorgung kognitiv wie koordinativ umzusetzen wird bei komplexen Frakturen dennoch immer wieder eine postoperative Teilbelastung angeordnet. Die vorliegende Studie erfolgte daher unter Annahme der Hypothese, dass die Belastungsbeschränkungen bei älteren Patienten mit Hüftfrakturen lediglich zu einer eingeschränkten Mobilität führen, während die Übertragung des vollen Gewichts auf die frakturierte Extremität unberührt bleibt und die vorgeschriebene Nachbehandlung nicht eingehalten werden kann.
Methodik: In dieser prospektiven Kohortenstudie (Evidenzgrad 2) wurden 41 Patienten mit pertrochantären Femurfrakturen in einem Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe operativ versorgt. Eine Studiengruppe von 19 Patienten wurde angewiesen, die Teilbelastung (PWB < 20 kg) der betroffenen Extremität für einen Zeitraum von 5 Tagen nach der Operation aufrechtzuerhalten, während die Kontrollgruppe von 22 Patienten angewiesen wurde eine Vollbelastung (FWB) durchzuführen. Alle Patienten absolvierten am 5. postoperativen Tag eine Ganganalyse mit einer Kraftmesssohle, welche in den Schuh des Patienten eingelegt wurde (LoadSol®, Novel) und es wurden spezifische Scores zur Identifikation der Aktivität erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurde ein signifikant verminderter postoperativer Parker-Mobility-Score in der PWB-Gruppe im Vergleich zur FWB-Gruppe (Verlust in PMS -5.32 PWB vs. -3.36 FWB, p <0,001) beobachtet. Dementsprechend wurde eine signifikant niedrigere Ganggeschwindigkeit von 0,16 m/s (SD ± 0,07) in der PWB-Gruppe im Vergleich zu 0,28 m/s (SD ± 0,14) in der FWB-Gruppe festgestellt (p = 0,003). Es wurde kein Unterschied in der Gewichtsverteilung beobachtet, da die Belastung der betroffenen Extremität in der FWB-Gruppe im Durchschnitt 350,25 ± 61,9 N betrug (Average Peak Force), während die PWB-Gruppe 353,08 ± 103,39 N (Average Peak Force) aufwies (p = 0,918). Es wurden keine signifikanten Unterschiede der demographischen Merkmale, der ASA Klassifikation, dem Barthel-Index oder dem EQ5D zwischen den Gruppen beobachtet.
Belastungsbeschränkungen bei älteren Patienten mit Hüftfrakturen tragen zu einem Mobilitätsverlust bei, während keine signifikanten Unterschiede in der Belastung der betroffenen Extremität beobachtet wurden. Daher sollten postoperative Belastungsbeschränkungen bei älteren Patienten mit Hüftfrakturen vermieden werden, um eine frühzeitige Mobilisierung bei voller Belastung zu erreichen.