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Die Inzidenz von intrakraniellen Blutungen und Frakturen der HWS bei geriatrischen Patienten nach Niedrigenergietrauma des Kopfes
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Aufgrund einer weiterhin steigenden Anzahl an Patienten nach Sturz auf den Kopf unter oralen Antikoagulantien (OAK) hat sich die kombinierte Computertomographie (CT) des Schädels und der Halswirbelsäule (HWS) etabliert. Ziel dieser Studie war es den Zusammenhang blutgerinnungshemmender Medikamente auf das Risiko einer Hirnblutung sowie die das zusätzliche Vorliegen einer Verletzung der HWS zu erfassen.
Methodik: Retrospektive monozentrische Auswertung eines Level I Traumazentrums aller Patienten, welche in den Jahren 2014 und 2015 eine Computertomographie des Schädels (cCT) bei Vorstellung in der zentralen Notaufnahme erhielten. Insgesamt wurden n = 889 cCT Untersuchungen erfasst. Kombinierte Untersuchungen von Schädel und HWS lagen bei n = 449 Patienten vor, nach Ausschluss von Hochenergietraumata, Sekundärverlegungen sowie einem Patientenalter < 65 Jahren wurden n = 209 Patienten statistisch ausgewertet. Erfasst wurden neben demographischen Daten die Inzidenz von traumatischen intrakraniellen und zervikalen Verletzungen sowie das Vorliegen der gerinnungshemmenden Medikation.
Ergebnisse: Von den insgesamt ausgewerteten 209 kombinierten cCT und CT-HWS Untersuchungen waren n = 79 Patienten männlich (37,8%), das mittlere Alter lag bei 81 ± 8,1 Jahren. N = 157 Patienten (75,1%) nahmen Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulantien ein, bei n = 78 (37,3%) war eine Anamnese auf Grund vorbestehender Demenz oder Alkoholintoxikation nicht möglich.
Bei insgesamt n = 7 (3,3%) der Patienten kam es zu einer Fraktur der HWS, bei n=32 (15,3%) zeigte sich eine intrakranielle Blutung. Von den Patienten mit intrakranieller Blutung nahmen n=24 (75%) blutverdünnende Medikamente ein, ohne Hirnblutung nahmen n= 133 Patienten (75%) blutverdünnende Medikamente ein.
Schlussfolgerung: Aus unserem Patientenkollektiv zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied im Auftreten von Hirnblutungen unter blutverdünnender Medikation. Gerade deshalb ist auch beim nicht antikoagulierten Patienten > 65 Jahren die Indikation zum cCT großzügig zu stellen. Im eigenen Vorgehen hat sich kombinierte Bildgebung aus cCT und CT der HWS bewährt um Verletzungen der Halswirbelsäule trotz vermeintlich fehlender Klinik frühzeitig zu detektieren.