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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Wieviel Mehraufwand bedeuten computergestützte Operationsverfahren zur Knie TEP Implantation? Eine multizentrische Analyse von 5 aktuellen Technologien

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tilman Calliess - articon Spezialpraxis für Gelenkchirurgie, Bern, Switzerland
  • Lars Tanner - Berner Fachhochschule, Bern, Switzerland
  • Max Ettinger - Hannover Medical School, Department for Orthopaedic Surgery at Annastift Hospital, Hannover, Germany
  • Bernhard Christen - articon Spezialpraxis für Gelenkchirurgie, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB18-1477

doi: 10.3205/19dkou070, urn:nbn:de:0183-19dkou0701

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Calliess et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In den vergangenen Jahren sind zahlreiche neue Technologien zur Verbesserung der Präzision bei Knie-TEPs vorgestellt worden. Trotz des Nachweises einer erhöhten Genauigkeit stehen diese Therapien weiterhin in der Kritik, da bis heute der klinische Nutzen nicht eindeutig bewiesen ist und sie einen deutlichen Mehraufwand und höhere Versorgungskosten bedeuten. Demgegenüber zeigen jedoch neuere Daten, dass die Reduktion von Revisionen durch Computerassistenz wiederum einen insgesamt kostensparenden Effekt haben könnte.

In der klinischen Praxis zeigt sich, dass die Technologien sehr unterschiedliche Kosten und Arbeitsabläufe haben. Für eine Betrachtung der Kosten-Nutzen-Relation ist also eine differenzierte Analyse erforderlich. Entsprechend war die Zielsetzung, die unterschiedlichen Kostenstrukturen aktueller Techniken zur Implantation einer Knie-TEP detailliert zu erfassen und zu vergleichen.

Methodik: In einer prospektiven multizentrischen Studie wurden die peri- und intraoperativen Kosten pro Prozedur und der verfahrensspezifische Zeitaufwand für fünf Techniken zur Knieprothesenimplantation erhoben: 1) Manuell, 2) Konventionell Computernavigiert, 3) CT-basierte, patientenindividuelle Schnittblocktechnik (PSI), 4) Bildlose Roboter-assistenz und 5) Bildgestützte Roboterarm-assistenz. Berücksichtigt wurden dabei Kosten für Bildgebung, Einmalmaterialien, OP Instrumente, sowie der Planungsaufwand, der intraoperative zeitliche Mehraufwand, sowie etwaige technische Wartungskosten der Geräte. Die Realkosten wurden für das Schweizer Gesundheitssystem ermittelt, Anhand eines Abteilungsvolumens von 128 Knie-TEP pro Jahr.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die manuelle Technik zeigt sich bei Prozedurenkosten von 12.983 CHF am kostengünstigsten. Die Computernavigation weist zusätzliche Fixkosten für Einmalmaterialien und Siebe von + 354 CHF und Wartungskosten von umgelegt 78 CHF auf. Durch Erhöhung der Operationszeit (Durchschnitt +14 min = 202 CHF) entstehen weitere Mehrkosten. Die PSI zeigt durch präOP CT und PSI eine fixe Kostenerhöhung von 1.770 CHF zur manuellen Technik, die auch durch geringere Siebkosten und reduzierte Operationszeit (-247 CHF) nicht ausgeglichen werden. Die Roboter-gestützten Techniken haben den höchsten Kostenaufwand. Das bildlose System verursacht Fixkosten für Einmalmaterial und Siebe von +920 CHF und Wartungskosten von +234 CHF. Durch eine Erhöhung der Operationszeit zeigte sich Mehrkosten von 360 CHF. Die bildgestützte Roboter-assistenz erfordert eine präOP CT und verursacht mit Einmalmaterialien und Sieben eine Kostensteigerung von 1900 CHF. Der technische Support beläuft sich auf 1210 CHF. Die Erhöhung der Operationszeit zeigte sich gleich zur konv. Navigation.

Die Studie verdeutlicht wesentliche Unterschiede in der Kostenstruktur einzelner technischer Operationsverfahren. Alle Verfahren zeigen sich wesentlich Kostspieliger als die händische Prothesenversorgung. Basierend auf diesen Daten ist eine weiterführende Kosten-Nutzen-Analyse möglich.