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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit nach Hüft-TEP-Implantation – Wann ist eine Notfallbremsung wieder sicher möglich?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Hardt - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Irma Sophia Spies - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Carsten Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • David Krüger - Centrum für Muskuloskelatale Chirugie, Charité Berlin, Berlin, Germany
  • Christian Hipfl - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Viktor Janz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB14-997

doi: 10.3205/19dkou037, urn:nbn:de:0183-19dkou0371

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Hardt et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese (HTEP) stellt sich für Patienten häufig die Frage, wann eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr wieder möglich ist. Derzeit existieren diesbezüglich keine einheitlichen Empfehlungen. Neben der Bremsreaktionszeit (BRT) ist die maximale Bremskraft (BF), für einen sicheren Bremsvorgang entscheidend.

Ziel dieser prospektiven Studie war es, die Bremsfähigkeit von Patienten vor und nach rechtsseitiger HTEP-Implantation anhand der BRT und BF zu untersuchen.

Methodik: Bisher erfolgte der Einschluss von 15 Patienten (8 Männer, 7 Frauen), die mit einer zementfreien HTEP über einen minimal-invasiven anterolateralen Zugang mittels Standardschaft auf der rechten Seite versorgt wurden. Einschlusskriterien waren eine gültige Fahrerlaubnis, eine regelmäßige Teilnahme am Straßenverkehr sowie mindestens 2 Jahre Fahrerfahrung. Ausschlusskriterien waren neurologische Grunderkrankungen sowie höhergradige Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule sowie des rechten Kniegelenkes. Mit Hilfe eines PKW-Simulators und einer speziellen Messsohle erfolgte die Prüfung des Bremsverhaltens hinsichtlich einer Notfallbremsung. Die Messung des Bremsvorgangs wurde standardmäßig präoperativ, am 6. postoperativen Tag sowie 2, 4 und 6 Wochen postoperativ durchgeführt. Der Vergleich der Mittelwerte erfolgte mittels t-Test für verbundene Stichproben.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das mittlere Alter betrug 52J (35-68J). Die mittlere BRT betrug präoperativ 0.63s (0.51-0.8s) und die BF 485N (185-888N). Am 6. postoperativen Tag lag die mittlere BRT bei 0.82s (0.58-1,24s) mit einer mittleren BF von 308N (119-814N). Nach 2 Wochen reduzierte sich die mittlere BRT auf 0.68s (0.55-0.88s) und die mittlere BF stieg auf 369N (154-687). Der Unterschied der BF zum präoperativen Wert war zwar zu diesem Zeitpunkt noch signifikant (p=0.037), jedoch hatten 8 der 15 Patienten (53%) ihre präoperative BF ± 50N bereits wieder erreicht. Nach 4 Wochen lag die mittlere BF bei 426N (147-904N) mit einer BRT von 0.64s (0.51-0.81s) und es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede mehr zu den präoperativen Mittelwerten (p=0.35). 3 der 15 Patienten (20%) hatten allerdings auch nach sechs Wochen noch ein Kraftdefizit von >50N (p=0.067).

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass direkt postoperativ die Bremskraft deutlich reduziert und die Bremsreaktionszeit verlängert ist. Nach vier Wochen zeigen sich keine signifikanten Unterschiede mehr zum präoperativen Ausgangsbefund, sodass eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr wieder möglich erscheint.