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Unterschiedliches bakterielles Besiedelungsverhalten von Fremdmaterial in der Sonikation bei periprothetischen Infektionen
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Als eine der häufigsten Komplikationen nach Prothesenimplantation stellt die periprothetische Infektion eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die Sonikation wird mittlerweile als wichtiges Diagnostikum in vielen Kliniken standardmäßig durchgeführt. Im Vergleich zur Gewebeprobe und Punktion erlaubt sie es, den Biofilm auf Fremdmaterialien zu untersuchen. In dieser Studie möchten wir Unterschiede bzgl. des Besiedelungsverhaltens sowie eine eventuelle Resistenz von bestimmtem Fremdmaterial gegenüber der Bildung eines Biofilms analysieren.
Methodik: In dieser prospektiven Studie schließen wir alle Patienten ein, welche aufgrund einer Infektion einer Knie- oder Hüftendoprothese in unserem Zentrum für septische Chirurgie eine Explantation von Fremdmaterial (Prothesen und Spacer) erhalten. Im Rahmen unseres standardisierten diagnostischen Algorithmus wurden neben der Sonikation ebenfalls Synovialflüssigkeit sowie mehrere Gewebeproben histopathologisch (>3) und mikrobiologisch (>5) analysiert. Polyethylen, Metall, Keramik und Zement (PMMA) wurden getrennt voneinander sonikiert. Es werden Unterschiede der Besiedelungshäufigkeit und des Erregerspektrums auf den verschiedenen Fremdmaterialien untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bislang wurden 37 Patienten eingeschlossen (51% Frauen, 49% Männer; 71±11 Jahre). In insgesamt 45 Operationen wurden bislang 87 nach Fremdmaterial getrennte Sonikate analysiert (31 Polyethylen-, 41 Metall-, 9 Keramik-, 6 Zementproben). 13 Sonikate wurden im Rahmen eines akuten Infekts, 74 im Rahmen eines chronischen Infekts entnommen. Ein Erregernachweis gelang in 81,7% der Fälle in der Sonikation, in 77% in Gewebeproben, in 41% in der Gelenkpunktion. In der Sonikation von Polyethylen konnte in 87,1% der Proben ein Erregerwachstum nachgewiesen werden, bei Zement in 83,3%, bei Metall in 78% und bei Keramik in 78% (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die häufigsten Erreger waren Staphylokokken (60%), Propionibakterien (11%) Strepktokokken (6%), Enterokokken (6%) und gramnegative Erreger (E. coli, Enterobacter) (8,5%). Bei einem Patienten wurde eine Pilzinfektion mit Candida albicans nachgewiesen. Dabei waren alle 5 Gewebeproben sowie die Sonikation des Polyethylen Inlays positiv. Die Sonikation der Metallteile zeigte sich dagegen steril. Die ersten Ergebnisse zeigen Hinweise auf ein unterschiedliches Besiedelungsmuster von verschiedenen Fremdmaterialien. In der laufenden Studie zeigt sich bislang eine häufigere Besiedelung von Polyethylen, gefolgt von Zement, am geringsten Keramik und Metall. Diese Ergebnisse könnten zukünftig dabei helfen, weniger infektionsanfällige Fremdmaterialien zu verwenden sowie je nach implantiertem Fremdmaterial die präemptive antibiotische Prophylaxe oder Therapie zu verbessern.