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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Einfluss der Sonikation auf die diagnostische Sensitivität der periprothetischen Infektion: eine retrospektive Studie an 372 Explantaten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Petri Bellova - BG Klinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
  • Veronika Knop-Hammad - BG Klinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
  • Thomas Armin Schildhauer - BG Klinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
  • Jan Geßmann - BG Klinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
  • Hinnerk Baecker - BG Klinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB13-1498

doi: 10.3205/19dkou021, urn:nbn:de:0183-19dkou0219

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Bellova et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Periprothetische (prosthetic joint infections= PJI) und peri-implantäre (fracture related infections=FRI) Infektionen stellen eine große diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die richtige Diagnosestellung ist hierbei für die sich anschließende Therapie essentiell. Die Sonikation von Implantatmaterialien ist von Trampuz et al (2007) beschrieben worden und hat in zahlreichenn Studien eine Erhöhung der Sensitivität gegenüber konventionellen Verfahren gezeigt. Nach Einführung der Sonikation in unsere diagnostische Routine war es Ziel dieser Arbeit, die Detektionsrate aller Errger in der Sonikation (Sensitivität, Spezifität) mit den konventionellen Gewebeproben zu vergleichen. Weiterhin wurde das durch Sonikation ermittelte Erregerspektrum analysiert.

Methodik: In unserer Klinik wurden von 03/2017 bis 04/2018 retrospektiv 372 Explantate untersucht. Die Diagnose PJI wurde anhand der 2014 (Parvizi & Gehrke 2014) und 2018 (Parvizi J et al 2018) definierten MSIS-Kriterien vorgenommen. Die Diagnose von FRI anhand der Konsens-Klassifikation von Metsemakers et al (2018). Die diagnostische Performance der Sonikation (sonicate fluid culture= SFC) wurde im Vergleich zu periprothetischen Gewebeproben (periprosthetic tissue culture= PTC) betrachtet. Fälle ohne PTC wurden exkludiert. Die Spezifität und Sensitivität wurden bestimmt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Aus 372 Fällen wurden 276 als PJI- und 96 als FRI-Fälle identifiziert. Aus 276 PJI-Fällen wurden 106 als positiv identifiziert während 170 als negativ identifiziert wurden. Die Spezifität von SFC war 76,3%, während die Sensitivität 90,0% betrug, verglichen zu jeweils 82,7% und 86,0% für PTC. Bei Anwendung der 2018 Kriterien betrug die Spezifität 86,5% vs. 92,0% und die Sensitivität 88,4% vs. 83,1% im Vergleich SFC vs. PTC. Von 96 FRI- Fällen wurden 39 als positiv und 57 als negativ identifiziert. Die Spezifität betrug 75,0% vs. 92,1% und die Sensitivität 88,5% vs. 93,1% im Vergleich SFC vs. PTC. Der am häufigsten ermittelte Erreger war S. epidermidis, sowohl in SFC wie auch in PTC (29,2% vs. 32,1%).

Es konnte gezeigt werden, dass die Sonikation von Implantatmaterialien bei periprothetischen Infektionen zu einer erhöhten Sensitivität führt, sowohl bei der Anwendung der 2014 als der 2018 definierten MSIS Kriterien. Zusammengefasst sollten alle verfügbaren diagnostischem Verfahren angewandt werden, um in der Zusammenschau der vorliegenden Befunde zuverlässig PJI und FRI diagnostizieren zu können.