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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Risikofaktoren für eine periprothetische Pilzinfektion (PPI) – eine retrospektive Analyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefanie Weber - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Tobias Winkler - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berlin, Germany
  • Andrej Trampuz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Carsten Perka - Centrum für Muskuloskelatale Chirurgie, Charité Berlin, Berlin, Germany
  • Michael Müller - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB13-1187

doi: 10.3205/19dkou020, urn:nbn:de:0183-19dkou0206

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Weber et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Periprothetische Pilzinfektionen sind eine der schwierigsten Komplikationen in der Endoprothetik. Die korrekte Diagnose und Therapie stellen eine enorme Herausforderung dar, meist mit langwierigen und kostenintensiven Verläufen. Die Gründe für eine Pilzinfektion sind noch nicht ausreichend untersucht und bedürfen einer detaillierten Abklärung mit dem Ziel diese besser zu verstehen und womöglich auch vermeiden zu können. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, kausale Faktoren für eine periprothetische Pilzinfektion anhand eines selektierten Patientenklientels zu identifizieren, wodurch Strategien zur Vermeidung als auch zur Therapie abgeleitet werden könnten.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Analyse analoger und digitaler Patientenakten von Patienten mit einer periprothetischen Pilzinfektion des Hüft- oder Kniegelenks, welche in unserer Klinik zwischen 2014 - 2018 behandelt wurden. Dabei konnten 10 Patienten (7 w, 3 m; Durchschnittsalter 75J ± 9,7) selektiert werden. Die Diagnose der Pilzinfektion wurde zu 60% extern und 40% intern gestellt. Bei allen Patienten wurde ein mehrzeitiges Vorgehen mit langem Intervall durchgeführt. Es erfolgte die Evaluation von patientenspezifischen Risikofaktoren wie Erregerspektrum, ASA-Klassifikation, Charlos Comborbidity Score (CCS) und Primärbehandlung sowie patientenunspezifische Ursachen wie die Anzahl der Voroperationen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Alle Pilzinfektion traten entweder sekundär als Mischinfektion (60% nach 1- 6 Monaten) oder zeitgleich mit der primären bakteriellen Infektion (40%) auf. Die primär zugrundeliegenden bakteriellen Erreger waren E. faecium (50%), Staph. epi. (50%), Prop. acnes (10%) sowie E. cloacae (10%). Die Pilzinfektionen wurden zu 60% von Candida albicans, 30% von Candida glabrata, 10% von Candida tropicalis sowie zu 10% durch Aspergillus fumigatus hervorgerufen. Auffällige Risikofaktoren waren eine mehrfach durchgeführte VAC-Therapie (n=7), eine hohe Anzahl an Voroperationen (>7) oder eine ungezielte Antibiotikatherapie. Ebenfalls waren das Patentenalter, der CCS, die Rate an Diabetes mellitus und Adipositas auffällig erhöht. Durchschnittlich waren 5 Revisionen bis zur Sanierung und Reimplantation notwendig. Die Infekteradikationsrate betrug 90 % nach mindestens 12 Monaten.

Periprothetische Pilzinfektionen sind eine der schwerwiegendsten Komplikationen in der Endoprothetik. Risikofaktoren sind ein erhöhtes Patientenalter, die Anzahl der Komorbiditäten und Voroperationen sowie die Durchführung einer VAC-Therapie. In der Regel ist ein mehrzeitiges Vorgehen zur Infektsanierung notwendig unter Verwendung lokaler und systemischer antimykotischer Therapie.