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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Aufwändige Rekonstruktion von Tibia, Patellarsehne und Weichteildefekt durch lokale Verfahren – ein extremer Fall

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Philipp Rapp - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT29-977

doi: 10.3205/18dkou850, urn:nbn:de:0183-18dkou8508

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Rapp.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Wo sind die Grenzen der Rekonstruktion von Knochen und Weichteilen durch lokale Verfahren am proximalen Unterschenkel?

Methodik: Ein 21-jähriger Motorradfahrer zog sich nach Kollision mit einem Kleintransporter eine offene proximale Tibiafraktur mit Gelenkbeteiligung zu, aus der sich im Verlauf eine Infektion mit Osteitis entwickelte. Nach Keimsanierung resultierte eine große Weichgewebsdefektverletzung der unteren Extremität mit knöchernem Defekt der proximalen Tibia und Verlust der Patellarsehne. Die Stabilisierung des Tibiaplateaus wurde mit kanülierter Schraubenosteosynthese erzielt, zusätzlich erhielt der Patient einen kniegelenksübergreifenden Fixateur externe. Der knöcherne Defekt der proximalen Tibia wurde durch eine proximal gestielte osteomuskuläre Peronaeus brevis Lappenplastik augmentiert. Zusätzlich wurde die Patellarsehne mittels Plantarissehne und freiem Achillessehnentransplantat aus dem Ansatz der Gastrocnemiusmuskulatur rekonstruiert und durch zwei Knochenanker befestigt. Der Weichteildefekt über dem Knie wurde mit medialer und lateraler Gastrocnemiuslappenplastik und Spalthauttransplantation verschlossen. Die Prozeduren erfolgten in einem Eingriff.

Nach einwöchiger Anlage einer Vakuumversiegelung zeigte sich eine komplette Anheilung der durchgeführten Lappenplastiken ohne Notwendigkeit der Nachoperation. Die Mobilisation gestaltete sich entsprechend des Lappentrainings und der knöchernen Durchbauung anhand radiologischen Verlaufskontrollen.

Nach 6 Monaten zeigt sich eine gute Funktion der Kniegelenksbeweglichkeit mit nur endgradigem Streckdefizit bei Vollbelastung der betroffenen Extremität und guter Kraftfähigkeit.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In diesem Fall wurde eine ausreichende, ästhetisch ansprechende Defektdeckung mit guter Funktion der betroffenen Extremität erreicht. Die Hebemorbidität beschränkt sich auf die bereits durch den Unfall geschädigte Extremität.

Der enorme Weichteildefekt konnte vollständig durch lokale Lappenplastiken verschlossen werden, der knöcherne Defekt der proximalen Tibia wurde durch ein vaskularisiertes Transplantat (Fibula) ausreichend stabilisiert. Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Verfahren (freie osteomuskuläre Lappenplastik) besteht in der kürzeren OP Dauer und der dadurch geringeren Komplikationsrate.

Bei guter Patientenselektion eine Alternative zum freien Gewebetransfer.