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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Verletzungsmuster bei Gleitschirmunfällen während unterschiedlicher Flugphasen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Jan Vastmans - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Simon Hackl - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Volker Bühren - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Peter Augat - BG Unfallklinik Murnau, Institut für Biomechanik, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT26-1121

doi: 10.3205/18dkou804, urn:nbn:de:0183-18dkou8046

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Vastmans et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Gleitschirmfliegen erfreut sich vermehrter Beliebtheit, was sich auch in einer zunehmenden Anzahl an teils spektakulären Unfällen während der Ausübung dieses Sports niederschlägt. So nehmen diese Unfälle sowohl in der Präklinik als auch Klinik einen immer größeren Stellenwert ein. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung des Einflusses der Körperhaltung während des Gleitschirmunfalls auf das resultierende Verletzungsmuster. Dabei wurden insbesondere Verletzungsmuster nach Absturz aus dem Flug, bei denen durch das Gurtzeug die Körperposition vorgegeben war, mit Unfällen während Start- und Landephase verglichen.

Methodik: In einer retrospektiven Analyse von 2010 bis 2017 wurden alle ambulant und stationär behandelten Patienten (Pat.) nach Gleitschirmunfällen erfasst und hinsichtlich Unfallhergang sowie Verletzungsmuster analysiert und bei Verletzungen der Wirbelsäule (WS) zusätzlich der Schweregrad anhand der AO Spine Klassifikation ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von insgesamt 154 Gleitschirmunfällen (Alter 45,1 Jahre; BMI 24,3 kg/m2; ASA 1,4) erfolgte bei 31 Pat. der Unfall beim Start, bei 22 Pat. bei der Landung und in 101 Fällen als Absturz während des Fluges (mittlere Absturzhöhe 14 Meter). In der Start- und Landephase traten hauptsächlich Verletzungen der unteren Extremität (31) auf. Zusätzlich kam es zu 12 WS-Verletzungen (BWS: 6; LWS: 6, jeweils ohne neurologische Ausfälle), 2 Becken- und 3 Thoraxverletzungen. Dem gegenüber kam es bei Abstürzen während der Flugphase vor allem zu Verletzungen des Körperstamms. Insgesamt fanden sich 112 WS-Verletzungen mit 6 HWS-, 36 BWS- und 70 LWS-Verletzungen (ohne Berücksichtigung des AO Spine Typs A0), wobei der thorakolumbale Übergang mit 93 Verletzungen (Th11: 4; Th12: 19; L1: 40; L2: 18) am häufigsten betroffen war. Bei 21 Pat. traten Kombinationsverletzungen von mindestens 2 Wirbelkörpern auf, wobei der 1. Lendenwirbelkörper immer mitbetroffen war. Führender Frakturtyp im thorakolumbalen Übergang waren komplexe A-Frakturen (A1: 13; A2: 6; A3: 33; A4: 16). Bei 9 Pat. kam es zu neurologischen Ausfällen (Th11: 1; Th12: 2; L1: 5; L2: 1). An der oberen BWS (Th1-Th10) traten nur 10 Frakturen auf, wobei diese im Vergleich zum thorakolumbalen Übergang signifikant höhergradig (B: 2; C: 2) waren. An der unteren LWS (L3-L5) kam es zu 29, ebenfalls höhergradigen Frakturen (A1: 0; A2: 3; A3: 8; A4: 13; B: 0; C: 3) und in 6 Fällen zu einem neurologischen Defizit. Verletzungen des Beckens fanden sich in 9, des Thorax in 31 Fällen. Seltener waren Extremitätenverletzungen, die nur 42-mal auftraten.

Beim Start- und Landevorgang kommt es hauptsächlich zu Extremitätenverletzungen. Demgegenüber treten beim Absturz während des Flugs bei vorgegebener sitzender Position im Gurtzeug mehr Verletzungen des Körperstammes auf, wobei hinsichtlich der WS der thorakolumbale Übergang am häufigsten betroffen ist. Die restlichen BWS- und LWS-Abschnitte sind zwar signifikant seltener betroffen, im Falle einer Verletzung aber mit komplexeren Frakturtypen assoziiert.