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Arterielle Läsionen nach traumatischer Verletzung des Humerus und Ellenbogengelenkes
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Die Inzidenz von vaskulären Begleitverletzungen nach Trauma des Schultergelenkes, Humerusschaftes und Ellenbogengelenkes ist gering. Die Therapiealgorhytmen sind individuell und verletzungsspezifisch. Das Outcome ist heterogen.
Ziel dieser Studie ist die Analyse von A. axillaris und brachialis Läsionen als Begleitverletzungen nach Verletzungen des Humerus und der angrenzenden Gelenke.
Methodik: Die retrospektive Case-Serie bezieht sich auf Patientendaten vom 01.01.2007 bis zum 10.01.2018 Dabei wurde das Auftreten von arteriellen Läsionen im Zusammenhang mit traumatischen Verletzungen am Humerus und Ellenbogengelenk untersucht. Die Auswertung umfasste unter anderem folgende Parameter: Alter, Geschlecht, Fraktur- und Luxationsklassifikation, Kettenverletzung, Unfallmechanismus, Pulsstatus, Gefäßtherapie, neurologischer Status, Revisionseingriff.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 18 Patienten (m:w 16:2; Alter im Median 41 J.(16-82), 14/18(78%) Hochenergietrauma) erlitten eine Kombinationsverletzung. 15/18 zeigten bereits eine initiale Durchblutungsstörung (6/15 prox. Humerusfrak.(PH), 3/15 Humerusschaftfrak.(HS), 2/15 dist. Humerusfrak.(DH), 2/15 Ellenbogenlux.(EL), 1/15 Ellenbogenluxationsfraktur(ELF), 1/15 traumatische Ellenbogenamputation(EA)) und 3/18 (je 1/3 PH, HS, EL) zeitverzögert (2,5h-14 Mo). In 4/15 war ein konservatives Vorgehen möglich (geschlossene Reposition von 3/6 PH mit A. brachialiskompression, bestehende Kollateralversorgung bei A. brachialisdissektion nach EL). 1/3 Patienten mit einer HS wurde durch die angiologisch-interventionelle Therapie revaskularisiert. Die operative Therapie erfolgte bei 10/15 Patienten (3/6 PH: 1 A. brachialiskompression, 1 A. axillarisdissektion, 1. A. axillarisruptur; 2/3 HS: 1 A. brachialisdissektion ohne Kollateralen, 1 A. brachialisruptur; 2/2 DH: 1 A. brachialisdissektion ohne Kollateralen, 1 A. brachialisruptur; 1/2 EL: 1 A.brachialsruptur; 1/1 ELF: 1 A.brachialisdissektion ohne Kollateralen; 1/1 EA mit A. brachialisruptur). Keiner dieser Patienten benötigte einen gefäßchirurgischen oder angiologisch-interventionellen Revisionseingriff, jedoch wurde bei einer Patientin eine sekundäre Oberarmamputation durch eine ischämiebedingte Sepsis nach ELF notwendig. In 14/15 Patienten mit einer akuten Gefäßläsion lag eine neurologische Begleitverletzung vor.
Alle Patienten mit einer verzögerten Gefäßläsion (3/3) erlitten eine Kettenverletzung und begleitende Nervenläsion. 2/3 Patienten zeigten Thrombosen und 1/3 eine Arrosionsblutung der A. brachialis. Thrombendarteriektomien und mehrfache Grenzzonenamputationen waren bei 2/3 Patienten notwendig.
Arterielle Läsionen im Zusammenhang mit Frakturen und Luxationen sind selten. Durchblutungsstörungen durch Kompression können durch Fraktur- und Gelenkreposition in ausgewählten Fällen konservativ therapiert werden. Rupturen bedürfen einer operativen Intervention und Dissektionen eine Behandlung in Abhängigkeit von der Kollateralversorgung. Begleitende neurologische Verletzungen sollten beachtet werden.