Artikel
Assoziation von Blutzuckerspiegel und Koagulopathie beim Schwerverletzten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die traumatisch induzierte Koagulopathie stellt eine der wesentlichen Komplikationen beim Polytrauma dar. Daneben scheint, eine zum Aufnahmezeitpunkt bestehende Hyperglyäkmie ein Prognose-relevanter Parameter beim Schwerverletzten zu sein. Inwieweit der Blutzuckerspiegel bei Aufnahme mit dem Auftreten einer Koagulopathie assoziiert ist, ist bislang unzureichend geklärt.
Methodik: In einer retrospektiven Studie (2005-2014) wurden alle, in unserer Klinik primär aufgenommenen (< 6h nach Trauma), polytraumatisierten Patienten (ISS >/= 16) im Alter von 16-65 Jahre erfasst. Schwerverletzte mit relevanten Nebenerkrankungen, insbesondere Diabetes mellitus und vorbestellenden Gerinnungsstörungen wurden ausgeschlossen. Eine Koagulopathie wurde definiert als INR >/= 1,4 und/oder aPTT >/= 40 sec zum Aufnahmezeitpunkt. Abhängig vom Vorliegen einer Koagulopathie wurden demographisch-klinische Daten (Alter, Geschlecht, Verletzungsschwere und -muster, Behandlungszeiten, Mortalität) erhoben. Zudem wurde die Assoziation des Blutzuckerspiegels bei Aufnahme mit dem Auftreten einer Koagulopathie analysiert. Die statistische Subgruppen-Analyse erfolgte mittels x2-Test und t-Test. Die Assoziation von Blutzuckerspiegel und Koagulopathie wurde mittels multivariater logistischer Regression untersucht. Eine statistische Signifikanz wurde angenommen bei p < 0,05.
Ergebnisse: In die vorliegende Studie konnten insgesamt 689 Schwerverletzte mit einem Durchschnittsalter von 37,0 ± 13,9 Jahren und einem ISS von 29,4 ± 10,2 eingeschlossen werden. Eine Koagulopathie zum Aufnahmezeitpunkt bestand in 26,1% der Fälle. Bei Vorliegen einer Koagluopathie zeigten sich verglichen mit nicht-koagulopathischen Patienten schwerwiegendere Verletzungen von Thorax, Abdomen und Extremitäten sowie eine höhere Gesamtverletzungsschwere (ISS 34,5 ± 12,3 vs. 27,6 ± 8,6). Koagulopathische Patienten wiesen zudem häufiger einen hämorrhagischen Schock, eine Hypothermie und erhöhte Blutzuckerspiegel auf. Eine Hyperglykämie konnte als unabhängiger Prädiktor für das Auftreten einer Koagulopathie nachgewiesen werden, jedoch mit einem geringeren prädiktiven Wert als Hypothermie und Schock.
Schlussfolgerungen: Der Blutzuckerspiegel zum Aufnahmezeitpunkt scheint grundsätzlich mit dem Auftreten einer Koagulopathie beim Polytrauma assoziiert zu sein. Allerdings haben Hypothermie und hämorrhagischer Schock hierfür eine größere prognostische Relevanz.