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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Psychologische Folgen 20 Jahre nach Polytrauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sascha Halvachizadeh - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Henrik Teuber - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Kai Sprengel - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Georg Osterhoff - UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Valentin Neuhaus - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Hans-Christoph Pape - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Roman Pfeifer - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT24-957

doi: 10.3205/18dkou766, urn:nbn:de:0183-18dkou7669

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Halvachizadeh et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Langzeit-Auswirkungen nach einem Polytrauma sind bisher marginal untersucht. Die Folgen eines Polytraumas sind von der Art der Verletzung, ihrer Schwere aber auch von der psychologischen Entwicklung abhängig. Nach einem Polytrauma ist die Lebensqualität verringert mit sozialen sowie finanzielle Auswirkungen. In dieser Studie wurden die psychischen Folgen von Patienten mehr als 20 Jahre nach Polytrauma untersucht.

Methodik: Es wurden 637 Patienten in unserer Langzeit Datenbank erfasst, die aufgrund eines Polytrauma zwischen 01.Jannuar 1973 und 31.Dezember 1990 behandelt wurden. Im Rahmen dieser Studie wurden sie mittels Fragebogen kontaktiert. Dieser wurde nach folgenden Kriterien entwickelt:

  • Short Form 12 Health Survery (SF-12)
  • Diagnosekriterien einer PTSD nach DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der amerikanischen Gesellschaft für Psychiatrie
  • HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale) sowie der klinischen Angststörungs-Skala (CAS) nach Present State Examination (PSE, Wing, Cooper und Sartorius 1974)
  • Ein intern entwickeltes Fragenset zur Evaluation möglich positiver psychischer Entwicklungen

Einschlusskriterien: Patienten aus der Datenbank, die den Fragebogen ausgefüllt retournierten

Ausschlusskriterien: Patienten mit mittelschwerem sowie schwerem Schädelhirn-Trauma, sowie Patienten die den Fragebogen nicht ausfüllen konnten

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 637 Patienten konnten 337 Fragebögen evaluiert werden. Es stellte sich raus, dass 35% Teil eines weiteren Traumas waren. Neben relevanten Folgen (PTSD, Angststörungen sowie Depression), zeigten sich auch Entwicklungen, die von Patienten als positiv empfunden wurden. Es vertrauen 42% der Patienten ihrem Umfeld mehr, wenn sie auf Hilfe angewiesen sein könnten. Knapp ein Drittel der Patienten (31.4%) lernte mit eigenen Schwächen besser umzugehen. Mehr als die Hälfte der Patienten (52.7%) entwickelte ein neues Bewusstsein für ihre Gesundheit und körperliche Unversehrtheit. Jeder Fünfte bis Sechste (17.8%) hat sein Glauben vertieft oder entwickelte ein neues religiöses Vertrauen.

Patienten zeigen nach mehr als 20 Jahren diverse psychologische Folgen: PTSD, Angststörungen sowie Depression. Jedoch können Patienten auch Entwicklungen zeigen, die als positiv beschrieben wurden. Im klinischen Alltag, insbesondere in der Akutversorgung von Schwerverletzten, sollten diese Folgen bewusst wahrgenommen werden und frühzeitig mit Patienten besprochen werden.