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Vollständig intraspinale Lage von Pedikelschrauben bei Skolioseoperationen – Fallbericht der operativen Revision einer grotesken Fehllage
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: In der operativen Therapie der idiopathischen Skoliose setzt sich die pedikelschraubenbasierte, dorsale Aufrichtungsspondylodese mehr und mehr durch. Ein Risiko hierbei ist die Dura- bzw. Myelonverletzung durch die intraspinale Schraubenfehllage. Neurologische Komplikationen als Folge der Aufrichtungsspondylodese bei Skoliosen bereiten Patienten und deren Angehörigen große Sorgen. Publikationen über die Häufigkeit, Schwere, Komplikationen und das optimale Management von intraspinalen Schraubenlagen bei Skoliosepatienten sind selten.
Methodik: Wir beschreiben einen Fall eines 29-jährigen Patienten, welcher auf Grund einer idiopathischen Skoliose im Jahr 2005 in seinem Heimatland in Damaskus mittels dorsaler Aufrichtungsspondylodese versorgt wurde. Bei persistierenden Beschwerden im thorakolumbalen Übergang und Materialversagen erfolgte 2009 und 2011 die operative Revision im Heimatland.
2017 erfolgte bei einer erneuten Beschwerdesymptomatik im thorakolumbalen Übergang die Vorstellung in unserer Abteilung mit dem computertomographischen Nachweis von drei intraspinal liegenden Pedikelschrauben (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Trotz der vollständig intraspinalen Lage zeigte sich kein peripheres sensomotorisches Defizit. In der EMG/NLG-Messung zeigten sich leichtgradig pathologische Tibialis-SEP.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach neurologischer Untersuchung erfolgte die Indikation zur operativen Versorgung unter größtmöglichen Sicherheitsmaßnahmen (Neuromonitoring, intraoperative Navigation, invasives Kreislaufmonitoring zum Ausschluss einer Lungenverletzung und eines spinalen Schocks, nachfolgende intensivmedizinische Überwachung). Es erfolgte die Entfernung von zwei der drei intraspinal einliegenden Pedikelschrauben unter Dekompressionsbreitschaft. Eine Schraube konnte nicht entfernt und musste in situ belassen werden. Postoperativ zeigte der Patient kein neurologisches Defizit, es erfolgte zur Prophylaxe einer Myelonschwellung eine Hochdosistherapie mit Glucocorticoiden.
Intraspinale Schraubenlagen bei Aufrichtungsspondylodesen sind eine häufige Komplikation (bis 10,5%), welche häufig asymptomatisch sind und nur in wenigen Fällen mit neurologischen Ausfällen einhergehen. Es finden sich allerdings keine Daten bei vollständig intraspinaler Schraubenlage mit Kompression des Myelons. Im Falle einer Revision sollten optimale peri- und intraoperative Bedingungen geschaffen werden, um das Risiko einer Myelonverletzung zu minimieren. Hierzu zählen das Neuromonitoring, die Möglichkeit zur intraoperativen Navigation, eine kontinuierliche Kreislaufüberwachung und eine intensivmedizinische Überwachung. Daher ist es empfohlen, Revisionseingriffe bei grotesker intraspinaler Schraubenlage in speziellen Zentren durchzuführen.