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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Sepsis bei periprothetischer Infektion, eine komplexe Notfallsituation

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Nils Haustedt - Schön-Klinik Hamburg Eilbek, Klinik für Septische Knochen- und Weichteilchirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT17-948

doi: 10.3205/18dkou662, urn:nbn:de:0183-18dkou6620

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Haustedt.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die periprothetische Infektion ist eine gefürchtete Komplikation der Endoprothetik. Bei der akuten PJI kann zusätzlich eine Sepsis vorliegen, woraus eine akute Notfallsituation entsteht.

Unsere Behandlung der Sepsis bei PJI besteht aus einem zweizeitigen operativen Ansatz, einer ersten Notfalloperation mit anschließender zeitversetzter definitiven operativen Versorgung. Es wird in unserer Studie dargestellt, ob PJI's in diesem besonderen Fall belassen werden können und im welchen Zeitrahmen sich die Symptome der Sepsis zurückbilden. Zusätzlich wird die Frage geklärt, ob sich die Sepsis durch Prodromalstadium vorher ankündigt.

Methodik: Im Studienzeitraum Jan. 2011 bis Dez. 2012 wurden 20 Patienten mit 21 PJI's mit zusätzlicher Sepsis aus unseren Daten identifiziert und in einem Nachuntersuchungszeitraum von im Durchschnitt 9,4 Monaten (2-27 Monate) nachuntersucht (9 Frauen, 11 Männer, Durchschnittsalter 71,35 Jahre, 80% ASA III, 10% ASA IV). Nachuntersucht wurden die stationäre Liegedauer, Anzahl der Operationen, der zeitliche laborchemische Verlauf von CRP und Leukozyten, Symptome vor stationärer Aufnahme, Fieberverlauf, die Mikrobiologie und die Anzahl der erhaltenen Prothesen. Des weiteren wurden die positiven Blutkulturen und Gelenkpunktionen bei stationärer Aufnahme gemessen.

Ergebnisse: Bei 90% der Patienten zeigte sich im Durchschnitt von 4,9 Tagen ein Prodromalstadium mit den führenden Symptomen Gelenkschmerzen und ein unspezifisches Krankheitsgefühl. Bei 10 Patienten mit 11 infizierten TEP's konnte die Prothese erhalten werden, bei 8 Patienten wurde ein zweizeitiger TEP-Wechsel durchgeführt, ein Patient verstarb im septischen Schock mit Multiorganversagen. Die erhaltenen Prothesen und die gewechselten Prothesen zeigten eine dauerhafte Infektberuhigung im Nachuntersuchungszeitraum. In 52,4% wurden Staphylokokken, in 28,6% Streptokokken nachgewiesen. Die Gelenkpunktate, zum Aufnahmezeitpunkt, zeigten mit 85,7% ein höheres positives Ergebnis als die Blutkulturen mit 25%.

Fieber bestand bereits einen Tag nach der ersten Notfalloperation nicht mehr.

Schlußfolgerung: Die PJI mit Sepsis kündigt sich in der Regel mit Schmerzen und einem Krankheitsgefühl an (präseptisches Prodromalstadium bei PJI). Das Behandlungskonzept einer schnellen ersten Arthrotomie mit Gelenkspülung, Einlegen lokaler Antibiotikaträger und folgender offener Gelenkbehandlung mit täglichen sterilen Gelenkspülungen führt zu einem schnellen Rückgang der klinischen und laborchemischen Infektkriterien. Zum Zeitpunkt der definitiven operativen Versorgung liegt die Mikrobiologie vor und ist die Entscheidung getroffen, ob die infizierte Prothese explantiert oder erhalten werden kann. Hinsichtlich der dauerhaften Infektberuhigung haben die Patienten mit der akuten PJI mit Sepsis eine gute Prognose (noch kein Biofilm?). Das Prodromalstadium ermöglicht eine frühzeitige Diagnostik und Behandlung, so dass die Ausbildung einer Sepsis bei PJI verhindert werden kann.