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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Adipositas und Rauchen erhöhen das Risiko eines funktionellen Versagens nach zweizeitigem Hüft-TP Wechsel

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lea Orlik - Inselspital, Universitätsspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie, Bern, Switzerland
  • Sufian S. Ahmad - Inselspital, Universitätsspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie, Bern, Switzerland
  • Christoph E. Albers - Inselspital, Universitätsspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie, Bern, Switzerland
  • Klaus-Arno Siebenrock - Inselspital, Universitätsspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie, Bern, Switzerland
  • Frank M. Klenke - Inselspital, Universitätsspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT14-602

doi: 10.3205/18dkou616, urn:nbn:de:0183-18dkou6165

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Orlik et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Periprothetische Infektionen (PI) werden als die schwerste Komplikation in der Hüftendoprothetik angesehen. Studien haben eine Spitzeninzidenz von 2,2% für die primäre Hüftendoprothetik gezeigt. Obwohl Adipositas und Rauchen anerkannte Risikofaktoren für periprothetische Infektionen sind, ist wenig über den Einfluss dieser Faktoren auf den Erfolg zweizeitiger Hüft-Totalendoprothesen (HTP) Revision bei periprothetischen Infektionen bekannt. Das Ziel dieser Studie war es, den Einfluss von Übergewicht und Rauchen auf das infektionsfreie Überleben nach zweizeitiger HTP Revision zu untersuchen.

Methodik: Eine konsekutive Fallserie von 97 Hüften bei 94 Patienten (69 männlich, 25 weiblich, Durchschnittsalter 67 ± 11.8 Jahre) wurde retrospektiv untersucht. Bei allen Hüften bestand ein mikrobiologisch nachgewiesener HTP Infekt, der mit einem zweizeitigen Hüft-TP Wechsel (HTP Explantation, 12 Wochen Antbiotikatherapie, diagnotische Punktion im antibiotikafreien Fenster, HTP Reimplantation) behandelt wurde. Die mittlere Nachuntersuchungszeit betrug von 60 (24-179) Monate. Endpunkte waren (i) eine Infektpersistenz und (ii) das funktionelle Versagen, definiert als erfolgreiche Behandlung der Infektion aber Umwandlung in eine Girdlestone-Situation (n=14) oder Amputation (n=1). Die statistische Auswertung erfolgte mittels Kaplan-Meier Analyse und multivariater Cox-Regression, ein p-Wert < 0.05 wurde als statistisch signifikant gewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Kaplan-Meier Analyse zeigte eine Gesamtüberlebensrate von 80,4% (SE 4%) 5 Jahre nach zweizeitigen HTP Wechsel. Dies stellte Hüften mit einer erfolgreichen Behandlung der Infektion dar, die kein funktionelles Versagen zeigten. Ohne Berücksichtigung des funktionellen Versagens wurde eine Infektfreiheit bei 93,3% (S.E. 2,9%) erreicht. Adipöse Patienten mit einem BMI > 30 und Raucher zeigten ein signifikant niedrigeres kumulatives Überleben von 60,9% (S. E 1%) bzw. 50,6% (S. E 1,4%) nach 5 Jahren (p < 0,001). Die multivariate Cox Regression zeigte, dass die Variablen Adipositas und Rauchen das Gesamtüberleben (infektionsfreies und funktionelles Überleben) negativ beeinflussten (Hazard Ratios (HR) 4.92 und 3.97). Ebenfalls zeigte sich bei adipösen Patienten und Rauchern ein signifikant erhöhtes Risiko für ein ausschliesslich funktionelles Versagen (HR 4.27 und HR 4.01). Bei isolierter Betrachtung des infektionsfreien Überlebens unter Ausschluss des funktionellen Versagens wurden beide Variablen als Einflussfaktoren ausgeschlossen.

Diese Studie zeigte eine Infekteradikation in 93% nach zweizeitigen HTP Wechsel. Hierfür musste jedoch eine hohe Anzahl von Girdlestone Situationen akzeptiert werden. Unter Berücksichtigung des funktionellen Versagens betrug das infektionsfreie Überleben 5 Jahre nach Infektbehandlung lediglich 80%. Adipöse Patienten und Raucher hatten ein signifikant erhöhtes Risiko eines funktionellen Versagens während die Eradikationsraten bei beiden Risikogruppen nicht signifikant niedriger waren.