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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Antibiotika-induziertes Fieber – eine diagnostische Herausforderung bei Patienten mit muskuloskeletalen Infektionen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kirsten Labbus - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Jana Karina Junkmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Carsten F. Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Andrej Trampuz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Centrum für Septische Chirurgie, Berlin, Germany
  • Nora Renz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT13-1380

doi: 10.3205/18dkou612, urn:nbn:de:0183-18dkou6124

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Labbus et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Antibiotika-induziertes Fieber ist eine unterschätzte Komplikation bei postoperativen Patienten, da das Auftreten von Fieber häufig als Zeichen einer Infektion fehlinterpretiert wird, wodurch es in der Praxis zu unnötigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen kommt. Diese Studie untersucht klinische und laborchemische Charakteristika, das diagnostische Vorgehen sowie das Outcome von Antibiotika-induziertem Fieber bei Patienten, die aufgrund muskuloskeletaler Infektionen eine Antibiotikatherapie erhielten.

Methodik: In diese retrospektive Analyse haben wir alle Patienten eingeschlossen, bei denen in unserer Klinik zwischen 2014 und 2017 postoperativ ein Antibiotika-induziertes Fieber diagnostiziert wurde. Die Diagnosekriterien waren: Körpertemperatur >38° C, intravenöse Antibiotikagabe für mindestens 3 Tage, Ausschluss anderer (infektiöser wie nicht-infektiöser) Ursachen für Fieber und Normalisierung der Temperatur nach Absetzen der antibiotischen Therapie.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 11 Patienten mit einem medianen Alter von 51 Jahren eingeschlossen. Diese wurden aufgrund von posttraumatischen Infektionen (n=6), periprothetischen Infektionen (n=3), Infektion nach Spondylodese (n=1) oder postoperativen Weichteilinfektionen (n=1) chirurgisch behandelt. Die behandelte Infektion war in 3 Fällen monomikrobiell, in 7 Fällen polymikrobiell und in einem Fall kulturnegativ. Die am häufigsten verabreichten Antibiotika waren Beta-Laktam Antibiotika (n=9), Vancomycin (n=3), Daptomycin (n=2), Clindamycin (n=1) und Meropenem (n=1) - insgesamt erhielten 5 der Patienten eine Kombination mehrerer Antibiotika. Klinisch waren die Patienten während der Fieberepisode in 5 Fällen symptomfrei, in 3 Fällen bestand ein leicht reduzierter Allgemeinzustand, 3 Patienten entwickelten ein generalisiertes Exanthem und 4 klagten über Schüttelfrost. Laborchemisch wurde in 9 von 11 Fällen eine Leukopenie (<4G/l) diagnostiziert, in 10 Fällen kam es zu einem Anstieg des C-reaktiven Proteins. Vom Beginn der antibiotischen Therapie bis zum Auftreten von Fieber dauerte es im Median 20 Tage (Spannweite 5-37 Tage), die mediane Maximaltemperatur lag bei 38,9° und die Körpertemperatur normalisierte sich 1 Tag (Spannweite 1-6 Tage) nach Absetzen des verursachenden Antibiotikums.

Wenn bei Patienten mit muskuloskeletalen Infektionen im postoperativen Verlauf Fieber auftritt, müssen Antibiotika vor allem bei fehlendem klinischen Hinweis auf eine infektiöse Genese als Ursache in Betracht gezogen werden. Typische Charakteristika für Antibiotika-induziertes Fieber sind hohes Fieber bei relativ gutem Allgemeinbefinden sowie das Auftreten einer Leukopenie. In diesem Fall muss das verursachende Antibiotikum umgehend abgesetzt werden, wodurch es zu einer Normalisierung der Körpertemperatur kommt und unnötige diagnostische Maßnahmen oder antimikrobielle Behandlungen verhindert werden können.