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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Enterokokken/Enterobacter in postoperativen Infektionen operativ versorgter Tibiakopffrakturen – ein unterschätztes Problem?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ralf Henkelmann - Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Karl-Heinz Frosch - Asklepios Klinik St. Georg, Abt. Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Dominik Seybold - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Ruhr Universität Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Richard Glaab - Kantonsspital Aarau AG , Klinik für Chirurgie, Abteilung Traumatologie, Aarau, Switzerland
  • Christian Schoepp - BG Unfallklinik Duisburg, Orthopädie und Unfallchirurgie, Duisburg, Germany
  • Philipp-Johannes Braun - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Jan Christoph Katthagen - DIAKOVERE Friederikenstift gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Germany
  • Pierre Hepp - Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT13-530

doi: 10.3205/18dkou602, urn:nbn:de:0183-18dkou6020

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Henkelmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Tibiakopffrakturen sind eine komplexe Verletzung. Postoperative Infektionen sind eine gefürchtete Komplikation mit häufig schlechtem Outcome. Unterschiedliche beeinflussbare und nicht beeinflussbare Faktoren wurden bisher identifiziert. Wenig Beachtung hat dabei das Keimspektrum erfahren. Ziel dieser Untersuchung ist es, dass Keimspektrum in Hinblick auf Resistenzen und eine mögliche Lücken in der perioperativen Antibiotikaprophylaxe zu analysieren.

Methodik: Es wurde eine retrospektive Datenanalyse von Patienten mit operativ versorgten Tibiakopffrakturen an sieben teilnehmenden Kliniken in Deutschland und der Schweiz im Zeitraum zwischen 01/2005 bis 01/2015 durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten mit einer postoperativen Infektion entsprechend der CDC Kriterien.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Erfassungszeitraum wurden an den sieben Zentren 2098 Patienten aufgrund einer Tibiakopffraktur operativ versorgt, hier zeigte sich eine durchschnittliche Rate an tiefen Infektionen von 4.7% (3.9-5.2%). Insgesamt wurden 96 Patienten (72.8% Männer, Alter 52.7 ± 13.5, BMI 27.5 ± 5.4) mit einer Infektion zur weiteren Analyse entsprechend der Einschlusskriterien identifiziert. Es konnten mehrere Risikofaktoren isoliert werden.

In den mikrobiologischen Ausstrichen zeigten sich in absteigender Reihenfolge als singuläre Erreger: Staphylokokkus. aureus mit 32.3% (sensibel 27.1% plus MRSA 5.2%) Staphylokokkus. epidermidis mit 9.4%, Enterbacter cloacae mit 7.3%, Enterokokken mit 8.4% (inklusive 2.1% VRE), sowie Pseudomonas. aeruginosa mit 3.1%.

Eine Mischinfektion aus zwei und mehr Erregern trat in Komibination mit Enterokokken in 13.5% sowie mit Enterobacter in 5.2% auf.

Im Vergleich zur Literatur und nationalen Surveillanceprogrammen zeigten sich in unserem Kollektiv ein deutlich höherer Anteil an Enterokokken oder Enterobacter. Dies vor allem bei den Mischinfektionen. Enterokokken sind resistent gegen die aktuelle Antibiotikaprophylaxe mit einem Cephalosporin. Auch Enterobacter sind aufgrund ihrer Eigenschaft ß-Lactamasen zu bilden immer häufiger resistent gegen Cephalosporine. Weiterhin zeigten sich bei KNS Resistenzen von bis zu 85% gegen Cephalosporine.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass bei Beachtung der Resistenzen des vorliegenden Erregerspektrums bis zu 40% der Erreger einer postoperativen tiefen Infektion nach operativ versorgten Tibiakopffrakturen durch die aktuelle Antibiotikaprophylaxe nicht erreicht werden. Mit Hilfe dieser Daten konnten wir zeigen, dass in der operativen

Versorgung einer Tibiakopffraktur ein Umdenken in der perioperativen Antibiotikaprophylaxe notwendig ist.