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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Die Chondrozyten-Lymphozyten-Reaktion als immunologische Untersuchungsmethode

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Torben Riecke - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Florian Vondran - Medizinische Hochschule Hannover, Viszeralchirurgie, Hannover, Germany
  • Luisa Marilena Schäck - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Claudia Neunaber - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocGF19-445

doi: 10.3205/18dkou516, urn:nbn:de:0183-18dkou5169

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Riecke et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: An der MHH kam es bei bisher 18 im Rahmen von individuellen Heilversuchen durchgeführten osteochondralen Allografttransplantationen (OCA) zu vier sogenannten Allograftversagern, bei denen die Transplantate nach verschieden langen Zeiträumen explantiert und mit einer Endoprothese versorgt werden mussten. Im Vorfeld einer OCA-Transplantation findet kein HLA-Matching statt, jedoch zeigten sich bei der histologischen Untersuchung dieser vier Explantate Anhaltspunkte für eine stattgefundene immunologische Reaktion des Empfängers gegen das Transplantat, welche unter Umständen für das Transplantatversagen verantwortlich war. Daher war das Ziel dieser Studie die Etablierung der Chondrozyten-Lymphozyten-Reaktion (CLR), einer Methode, anhand derer sich die Stärke der T-Lymphozyten-Reaktion potenzieller OCA-Empfänger auf Chondrozyten des Spenders quantifizieren lässt, um hiermit eine mögliche Immunreaktion zwischen Spender und potenziellem Empfänger vorhersagen zu können.

Methodik: Zur Etablierung wurden Chondrozyten aus Knorpel, der bei Operationen als Geweberest anfiel, isoliert, kultiviert und nach Erreichen einer Konfluenz von 90% mit isolierten Lymphozyten, die zuvor mit einem Farbstoff (PKH26) gefärbt wurden, über 8 Tage inkubiert. Anschließend erfolgte eine durchflusszytometrische Analyse der Lymphozyten bezüglich der PKH26-Intensität, sowie ihrer CD4- und CD8-Expression. Die untersuchte Zielgröße war hierbei die prozentuale Proliferation der Lymphozyten (messbar über die Zellteilungs-bedingte Abnahme der PKH26-Fluoreszenzintensität der Zellen) im Vergleich zu unstimulierten Lymphozyten der Kontrolle und die prozentualen Größen der CD4 und CD8 Subpopulationen. Eine Proliferation von über 5% wurde als signifikant erachtet und damit als positive Reaktion im Sinne einer stattgefunden immunologischen Reaktion gewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In den 44 unterschiedlichen Chondrozyten-Lymphozyten Ansätzen von insgesamt 18 verschiedenen Knorpel- und 16 verschiedenen Lymphozytenspendern kam es zu einer durchschnittlichen Lymphozytenproliferation von 2,7%. In 16% der Fälle kam es zu einer signifikanten Lymphozytenproliferation. Interessanterweise führten Chondrozyten ein und desselben Spenders bei Lymphozytenunterschiedlicher Probanden zum Teil zu sehr unterschiedlich starker Proliferation. Umgekehrt kam es bei Inkubation von Chondrozyten unterschiedlicher Spender zu sehr verschieden starker Proliferation von Lymphozyten desselben Probanden. Rund 2/3 bis 3/4 der proliferierten Zellen waren CD4 positiv. Die gewonnenen Ergebnisse machen deutlich, dass es sinnvoll erscheint, bei basierend auf wichtigen Eignungskriterien ähnlich gut geeigneten Empfängern denjenigen für die Transplantation auszuwählen, der eine geringere CLR zeigt, da Lymphozyten unterschiedlicher möglicher OCA-Empfänger differenzielle Immunreaktionen auf Spenderchondrozyten zeigen und somit die Wahrscheinlichkeit einer Immunreaktion-bedingten Transplantatabstoßung vermindert werden könnte.