gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Therapieeffekte auf den Rückenschmerz und das Angst-Vermeidungsverhalten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michael Hollmann - FPZ GmbH, Köln, Germany
  • Jan Althoff - FPZ GmbH, Köln, Germany
  • Frank Schifferdecker-Hoch - FPZ GmbH, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT29-995

doi: 10.3205/18dkou423, urn:nbn:de:0183-18dkou4231

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Hollmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Behandlung von Rückenschmerzen unter biopsychosozialen Gesichtspunkten ist unumstritten. Als ein zentrales Assessmenttool kann das Angst-Vermeidungsverhalten eines Patienten wichtige Aufschlüsse geben. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Zusammenhänge zwischen dem Angst-Vermeidungsverhalten und den Schmerzparametern von Rückenschmerzpatienten näher zu betrachten.

Methodik: In der retrospektiven Studie wurden die Daten von 3.596 Rücken- und Nackenschmerzpatienten untersucht, die an einer gerätegestützten Rückenschmerztherapie teilgenommen haben. Dabei wurden in erster Linie die Ergebnisse des FABQ (Fear Avoidance Beliefs Questionnaire) sowie die Angaben zur Schmerzintensität aus Untersuchungen vor und nach der Therapie analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zu Therapiebeginn bestehen zwischen Angst-Vermeidungsverhalten und der Schmerzintensität in HWS und LWS signifikante Korrelationen, die jedoch auf nicht sehr stark ausgeprägten Korrelationskoeffizienten basieren (Spearman-Korrelation, n>=2178, RS<=0,163, p<0,001). Der Zusammenhang zwischen Schmerzen und FABQ-Parametern ist für die Einschätzung des Patienten vor der Therapie wichtig. Neben anderen Einflussfaktoren ergeben sich hieraus wichtige Informationen über den Umgang mit dem Patienten und über dessen Bewegungsverhalten.

In der Veränderung der beobachteten Parameter im Therapieverlauf lassen sich zwei Hauptgruppen identifizieren (vergleiche Abbildung). Etwa 90% der Patienten gelingt es den Schmerzscore zu senken. Diese Patienten unterscheiden sich jedoch in der Veränderung in den FABQ-Skalen: Das Angst-Vermeidungsverhalten reduziert oder steigert sich im Therapieverlauf. Für die dominierenden Gruppen der Analyse der Therapieeffekte ergeben sich zwei Vermutungen: Patienten, bei denen sich Schmerz und Vermeidungsverhalten gleichermaßen verbessern, erkennen durch die Therapie, dass körperliche Aktivität förderlich und nicht schädlich ist. Patienten mit sinkender Schmerzintensität bei steigendem Angst-Vermeidungsverhalten fehlt dagegen der Transfer dieser Erkenntnis aus dem Therapiesetting in den Alltag hinein. Dieser Zusammenhang sowie die Verbindung zu weiteren therapiemodifizierenden Parametern, wie der Beschwerdedauer, Kontrollüberzeugungen, psychischen Komorbiditäten und Glaubenssätzen über die Schmerzentstehung, muss weiterhin im Mittelpunkt biopsychosozialer Untersuchungen zum Rückenschmerz stehen.