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1 Jahr nach dem Breitscheidplatzattentat – Analyse der Verletzungsmuster, Ressourcenverteilung und des klinischen Patientenoutcomes
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Der Akt des Terrors vom 19.12.2016 in Berlin war der bislang schwerste seiner Art mit islamistischem Hintergrund in Deutschland. Hierdurch verloren 12 Menschen ihr Leben, 56 Menschen wurden verletzt. An den 3 Standorten der Charité-Universitätsmedizin Berlin wurden insgesamt 15 Patienten des Anschlages primär oder nach sekundärer Zuverlegung versorgt. Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war die Auswertung der Verletzungsmuster und verwendeten Ressourcen sowie die aktuelle Evaluation der klinischen Ergebnisse der betroffenen Patienten 1 Jahr nach dem Ereignis.
Methodik: Anhand der digitalen Patientenakten wurden die Verletzungsmuster, Komplikationen, OP- und Intensivressourcen sowie benötigte Blutprodukte analysiert. 4 der schwerverletzten Patienten standen für ein Telefoninterview zur Verfügung.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 3/15 (20%) wurden als SKIII Patienten noch am Aufnahmetag entlassen (vornehmlich Prellungen der Extremitäten). Ein weiterer Patient (7%) konnte nach 24 Stunden unauffälliger Überwachung (SHT I°) entlassen werden. Zwei Patienten (13%) waren primär reanimationspflichtig (Thorax-/Beckentraumen). Trotz Massivtransfusion und Notthorakotomie konnte in beiden Fällen kein Spontankreislauf etabliert werden. Von den übrigen 9 Patienten waren 7 (47%) polytraumatisiert mit einem ISS>16 (m:w 5:2, mittl. Alter: 38±9,5 J., mittl. ISS: 33,7±13; mittl. KH-Aufenthalt: 68,4±98,9 d; IST-Dauer: 76,8±140,3 d; Beatmungsstunden: 1547±3008,6; Anzahl OP's: 5,6±5,7, detaillierte Übersicht s. Tabelle 1 [Tab. 1]). Der Transfusionsbedarf konnte sowohl in den ersten 24 Stunden (inkl. Notfallkonserven), als auch im weiteren Verlauf ausreichend durch die Blutbank der Charité gedeckt werden, wobei die Gesamtmenge an transfundierten, ungekreuzten Erythrozytenkonzentraten/Frischplasma der Blutgruppe AB am Abend des Anschlages 26 bzw. 11 betrug. Patienten 1, 2, 4 und 5 (Tabelle 1 [Tab. 1]) standen zur Beantwortung von Fragen zu ihrer subjektiven Lebensqualität zur Verfügung. Den Wiedereinstieg in das Berufsleben haben zum Befragungszeitpunkt Patient 4 und 5 (80%) erreichen können. Die Angabe von Schmerzen differierte unter den 4 Befragten stark. Alle befragten Patienten befanden sich zum Befragungszeitpunkt noch in regelmäßiger psychotherapeutischer Betreuung. Das Ereignis vom Breitscheidplatz zeigt, dass bei Anschlägen dieser Art mit einem erhöhten Anteil schwerverletzter Patienten zu rechnen ist, deren persönliche Folgen auch 1 Jahr nach dem Ereignis noch starke physische und psychische Einschränkungen bedeuten.