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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Suprakondyläre Humerusfrakturen bei Kindern. Hat die radiologische AO Klassifikation einen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität? Vorläufige Ergebnisse des Berner pädiatrischen Fraktur-Projektes

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thoralf Liebs - Inselspital, Klinik für Kinderchirurgie, Abteilung für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie, Bern, Switzerland
  • Marie Burgard - HFR Freiburg - Kantonsspital, Abteilung für Allgemeine Chirurgie, Freiburg, Switzerland
  • Steffen Berger - Inselspital Universitätsspital Bern, Klinik für Kinderchirurgie, Bern, Switzerland
  • Nadine Kaiser - Inselspital Universitätsspital Bern, Abteilung für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie, Klinik für Kinderchirurgie, Bern, Switzerland
  • Kai Ziebarth - Inselspital Universitätsspital Bern, Abteilung für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie, Klinik für Kinderchirurgie, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT22-712

doi: 10.3205/18dkou370, urn:nbn:de:0183-18dkou3703

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Liebs et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Suprakondyläre Humerusfrakturen sind eine der häufigsten Verletzungen im Kindesalter. Während in vielen Studien radiologische und klinische Parameter beurteilt werden, ist die gesundheitsbezogene Lebensqualität dieser Kinder weitgehend unbekannt.

Da die Therapie dieser Frakturen maßgeblich von der Dislokation bestimmt wird, haben wir auch untersucht, wie sich die mittel- bis langfristigen Behandlungsergebnisse in Abhängigkeit von der Frakturklassifikation an einer großen überregionalen kinderorthopädischen Klinik darstellen.

Methodik: Bis zum Dezember 2017 konnten wir bei 770 Kindern (392 Mädchen und 378 Jungen), die sich von 2004 bis 2016 eine suprakondyläre Humerusfraktur zugezogen haben, die gesundheitsbezogene Lebensqualität mittels dem PedsQL (Pediatric Quality of Life) und der Quick Version des DASH (Disability of Arm, Shoulder, and Hand) erheben. Wir haben die Auswertung nach der in der AWMF Leitlinie empfohlen AO-Klassifikation stratifiziert.

Ergebnisse: 330 Kinder (mittleres Alter 5,5 Jahre) wiesen eine Typ I Verletzung auf, 142 Kinder (6.0 Jahre) eine Typ II, 143 Kinder (6.5 Jahre) eine Typ III und 155 Kinder (6.9 Jahre) eine Typ IV Verletzung. Alle Kinder mit einer Typ I Verletzung wurden konservativ behandelt. Ein Kind mit einer Typ II Verletzung, 133 Kinder mit einer Typ III Verletzung und 141 Kinder mit einer Typ IV Verletzung wurden geschlossen reponiert und mit K-Drähten versorgt. 10 Kinder mit einer Typ III und 13 Kinder mit einer Typ IV Verletzung wurden geschlossen reponiert und erhielten einen radialen Fixateur externe. Offene Reposition wurden nicht durchgeführt. Nach einen medianen Nachuntersuchungsintervall von 6.3 Jahren betrug der mittlere Quick-DASH für die Typ I Verletzungen 2.0 (SD 5.2) auf einer Skala von 0-100, wobei kleinere Werte für eine bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität stehen (Typ II: 2.8, SD 10.8; Typ III: 3.3, SD 8.1; Typ IV: 1.8, SD 4.5). Der mittlere Funktionsscore des PedsQL betrug 97,4 (SD 8,0) auf einer Skala von 0-100, wobei höhere Werte eine bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität anzeigen (Typ II: 97.4, SD 9.5; Typ III: 96.1, SD 9.2; Typ IV: 97.4, SD 6.5).

Diskussion: In unserem Patientengut wiesen suprakondyläre Humerusfrakturen bei Kindern, gemessen mit dem PedsQL und dem Quick-DASH, mittel- bis langfristig eine sehr gute gesundheitsbezogene Lebensqualität auf. Überraschenderweise bestanden hinsichtlich der Lebensqualität keine signifikanten Unterschiede in den durch die AO Klassifikation gebildeten Gruppen, d.h. Kinder mit einer Typ I Verletzung hatten im Mittel ein vergleichbar gutes Outcome wie Kinder mit einer Typ II, III oder IV Verletzung.

Schlussfolgerung: Die konservative Behandlung der suprakondylären Humerusfrakturen Typ I und II führt zu vergleichbar guten Ergebnissen wie die geschlossene Reposition und Fixation mit K-Drähten oder einem radialen Fixateur externe bei Typ III und IV Frakturen. Insofern hat sich dieser Therapiealgorithmus bewährt, ohne dass es einer offenen Reposition bedarf.