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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Goldstandard ohne Goldstandard? – Die Realität des Polytrauma-CT‘s in Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexandra Brandl - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Andreas G. Schreyer - Universitätsklinikum Regensburg, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg, Germany
  • Stefan Reske - Heinrich Braun Klinikum Zwickau, Institut für Radiologie, Zwickau, Germany
  • Stefan Huber-Wagner - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Martin Kulla - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Ulm, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT21-323

doi: 10.3205/18dkou363, urn:nbn:de:0183-18dkou3631

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Brandl et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Goldstandard der primären Scchnittbilddiagnostik des Schwerstverletzten ist die Ganzkörper-MSCT - das „Polytrauma-CT“.

Inwieweit hat dieser Goldstandard einen eigenen Goldstandard? Die Studie beleuchtet die Versorgungsrealität des „Polytrauma-CT“ in Deutschland.

Methodik: Ein standardisiertes Interview mit über 200 Items wurde mit den radiologischen Abteilungen der deutschen ÜTZ/RTZ mit Einverständnis der radiologischen Chefärzte geführt. Pro Klinik wurde exakt ein Interview aufgenommen. Die Datenübermittlung erfolgte via nichtanonymisiertem Fax- oder Mail-Formular, hierauf erfolgte die Peseudonymisierung. Die Datenerhebung erfolgte über 6 Monate. Eingeschlossen wurden alle ÜTZ und RTZ in Deutschland (n=324).

Die Daten wurden mit SPSS 24 ausgewertet. Zur Anwendung kamen der Chi-Quadrat-Test für nominale Variablen und der Mann-Whitney-U-Test für ordinale/metrische Variablen. Das Signifikanzniveau wurde bei 0,05 angesetzt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es nahmen 146/324 (45%) Kliniken an der Studie teil, davon 65/110 ÜTZ (59%) und 81/212 RTZ (38%).

Der Median der Detektorzeilenanzahl lag bei 64 (4-512) ohne signifikanten Unterschied ÜTZ/RTZ.

Einen zweiten Scanner als Ausfallkonzept hielten 95% der ÜTZ (n=62), 54% der RTZ (n=43) vor (p<0,001).

Bei 71 Kliniken (49%) war das CT im Schockraum oder door to door. In den RTZ war das CT signifikant weiter vom Schockraum entfernt, als in den ÜTZ (p<0,001).

Das „CT-First“-Konzept wurde bei 51 Kliniken (35,9%) durchgehführt ohne signifikanten Unterschied zwischen ÜTZ/RTZ.

Bei 107 (74,8%) Kliniken existierten spezielle Protokolle mit verminderter Strahlenintensität für Kinder ohne ÜTZ/RTZ Unterschied.

34 Kliniken (23,4%) lagerten den Patienten im CT immer mit den Füßen voran.

12,3% der Kliniken (n=18) fuhren mehr als 3 unteschiedliche Scans. Die meisten Kliniken fuhren 2-3 Scans (CCT + Body-CT; CCT + Overlapping Protocol Body)

42% der Kliniken (n=61) stellten die Hirnversorgenden Gefäße nicht standardmäßig dar. Ein signifikanter Unterschied zwischen ÜTZ und RTZ zeigte sich nicht.

MRT bzw. angiographische Untersuchungen waren vor allem bei ÜTZ 24/7 durchführbar. Hier konnte ein signifikanter Unterschied (p<0,001) gefunden werden.

Schlussfolgerung: Tatsächlich zeigt der Goldstandard selbst keinen Goldstandard!

Obwohl die MSCT der Goldstandard für die Diagnostik des Schwerstverletzten darstellt, zeigt sich eine sehr hohe Variabilität bei der technischen Ausstattung und bei den angewandten Scan-Protokollen.

Ob diese Variablilität einen Einfluss auf die Mortalität hat, werden weitere Untersuchungen zeigen.

Acknowledgement: DGU, Sektion NIS, AG MSCT; DRG, AG Bildgende Verfahren des Bewegungsapparates