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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Letale Trias beim polytraumatisierten Patienten – weiterhin relevant in der modernen Notfallmedizin?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Clara Lang - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Eva Diepold - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Franz Hilber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Katharina Angerpointner - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Maximilian Kerschbaum - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT20-337

doi: 10.3205/18dkou357, urn:nbn:de:0183-18dkou3576

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Lang et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die letale Trias (Koagulopathie, Hypothermie, Azidose) hat ein hohes Letalitätsrisiko - so die gängige Lehrmeinung.

Wie stellt sich dieser Umstand im Jahr 2018 dar? Konnte im Zuge der allgemeinen Verbesserung der Schwerstverletztenversorgung auch die letale Trias bekämpft werden?

Methodik: Die Datenerfassung erfolgte über 7 Jahre an einem überregionalen Traumazentrum mit insgesamt 1680 Schockraumpatienten.

Eingeschlossen wurden Patienten ≥16 Jahre, einem ISS≥16 und Primärversorgung in domo. Ausgeschlossen wurden Fälle mit fehlenden Variablen.

Für die retrospektive Analyse wurden die Patienten anhand des Auftretens der 3 Faktoren Hypothermie (Körpertemperatur < 35°C), schwere Azidose (BE < -6mmol/L) und Koagulopathie (INR > 1,5) sowie deren Kombinationen in 7 Gruppen und eine Kontrollgruppe eingeteilt:

Gruppe 3 weist alle 3 Faktoren, die Gruppen 2.1-2.3 2 von 3 Faktoren und die Gruppen 1.1-1.3 nur einen Faktor der Trias auf. Bennenung der Gruppen mit H=Hypothermie, A=Azidose, K=Koagulopathie.

Primärer Endpunkt war die Letalität während des stationären Aufenthalts.

Bei der univariaten Analyse kamen der χ2 und der Kruskal-Wallis Test zur Anwendung. Darüber hinaus wurde eine Regressionsanalyse (backwards) angeschlossen, um den Einfluss der Faktoren der letalen Trias auf die Letalität zu überprüfen. Das Signifikanzniveau wurde bei 0,05 angesetzt.

Ergebnisse: 394 Fälle konnten analysiert werden, davon n=17 (4,3%) in Gruppe 3, n=43 (10,9 %) in den Gruppen 2.1-3, n=103 (26,1 %) in den Gruppen 1.1-3 und n=231 (58,6%) in der Kontrollgruppe.

Im direkten Vergleich mit der Kontrollgruppe mit dem χ2-Test zeigen alle Gruppen bis auf 1.3H eine signifikant schlechtere Überlebensquote.

In der univariaten Analyse zeigten sich signifikante Unterschiede bezüglich des ISS, NISS und des RISC2, sowie für den Prozentsatz der Verletzten in den Körperregionen, insbesondere für die Gruppen 3 und 2.2AK im Vergleich zur Kontrollgruppe in der Posthoc-Analyse. Patienten mit einer letalen Trias bzw. einer Koagulopathie mit Azidose wiesen ein signifikant schwereres Verletzungsmuster auf (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Die multivariate Analyse mit diesen Variablen stellte als unabhängige Prädiktoren für die Letalität die letale Trias, aber auch die Azidose mit Hypothermie, die Azidose mit der Koagulopathie, die Koagulopathie als Einzelfaktor sowie den NISS und das Alter heraus.

Schlussfolgerung: Mögen die Gruppengrößen teilweise klein sein, so zeigt diese Analyse dennoch, dass auch heute die letale Trias ihren Namen zu recht trägt.

Hierbei ist insbesondere die Koagulopathie und die schwere Azidose verantwortlich für die Letalität.

TRIS-Puffer, Tranexamsäure und ein engagierter Anästhesist sollten uns nicht dazu verleiten, unsere Aufmerksamkeit nur auf die Knochen zu richten!