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Langzeit-Outcome nach Polytrauma in einem gesamten Traumanetzwerk
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Im Vergleich zu Studien über chronische Erkrankungen sind Management und Datenerhebung bei Studien im Bereich der Traumaversorgung schwierig. Dies führt zu einer eingeschränkten Datenlage. Im Kontrast dazu stehen jedoch die immens hohen Kosten für die Behandlung polytraumatisierter Patienten. Bisher lag der Forschungsschwerpunkt auf Mortalitätsraten und Überlebenswahrscheinlichkeit. Durch stetige Verbesserungen in der Polytraumaversorgung nimmt die Mortalität jedoch ab. Überlebende und deren Langzeitfolgen rücken zunehmend in den Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses.
Ändert sich die LQ nach Polytrauma im zeitlichen Verlauf und ist diese abhängig vom Versorgungslevel der erstversorgenden Klinik?
Methodik: In einer prospektiven, multizentrischen Studie wurden über 24 Monate Patientendaten anhand der Variablen des TraumaRegister QM-Bogens eines gesamten Traumanetzwerks ausgewertet. Eingeschlossen wurden Patienten, die in den Schockraum eines ÜberregionalenTraumaZentrums (ÜTZ) oder RegionalenTraumaZentrums (RTZ) eingeliefert wurden und einen EQ5D-Fragebogen zur Beurteilung der Lebensqualität nach 6, 12 und 24 Monaten ausgefüllt haben (n=621). Nach Matching mit der TNO-Datenbank verblieben n= 585 Patienten. Ausgeschlossen wurden Patienten < 18 Jahre (n=501). Bei 383 Patienten lag ein tatsächliches Polytrauma mit ISS ≥ 16 vor. Zum Vergleich von ÜTZ und RTZ wurden zu- und weiterverlegte Patienten zusätzlich ausgeschlossen (n=330).
Mittels linear gemischten Modellen wurden Unterschiede in der LQ anhand des index value im zeitlichen Verlauf sowie nach Adjustierung (RISC II, FCI, Alter und Geschlecht) zwischen ÜTZ und RTZ analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 501 Patienten eingeschlossen werden. Im zeitlichen Verlauf besserte sich die LQ aller Patienten signifikant (6M 0,7126, SD 0,309, 12M 0.7481, SD 0.274, 24M 0.7699, SD 0.260; p<0,001), blieb jedoch deutlich schlechter als der populationsbasierte Normwert (0.902, SD 0.003). Patienten mit einem ISS ≥ 16 zeigten zu allen Zeitpunkten eine signifikant schlechtere LQ als Patienten mit einem ISS < 16, jedoch besserte sich die LQ bei ISS ≥ 16 über den Studienzeitraum signifikant (6M 0.6915, SD 0.313Es; 12M 0.7596, SD 0.261; p<0,001). Die LQ der Patienten mit ISS < 16 war bereits initial höher, zeigte dafür im Verlauf keine signifikante Änderung (6M 0.7798, SD 0.287; 24M 0.8025, SD 0.257; p=0,0348). Ein niedriger FCI ging bei tatsächlich polytraumatisierten Patienten zu allen Messzeitpunkten mit einer signifikant schlechteren LQ einher (6M p=0.003, 12M p<0.001, 24M p=0.001). Nach Ausschluss der Zu-und Weiterverlegten (n=330) zeigte sich mit 0.75 eine signifikant bessere LQ der Patienten im RTZ im Vergleich zum ÜTZ mit 0.70 (p=0,0453). Sowohl im RTZ (p=0.002) als auch im ÜTZ (p=0.025) stieg die LQ der Patienten im Studienzeitraum signifikant.
Das Langzeitoutcome von Patienten im ÜTZ blieb auch trotz Adjustierung (RISC II, FCI, Alter, Geschlecht) schlechter und spiegelte eine höhere Verletzungsschwere wider.