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Begleitverletzungen bei Beckenringfrakturen – Womit müssen wir wann rechnen?
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Die Behandlung von Beckenringfrakturen ist eine besondere Herausforderung für jeden Chirurgen. Dabei spielt die Stabilität des Beckenrings eine besondere Rolle in der Therapieplanung. Die Young & Burgess Klassifikation erlaubt eine Beurteilung der Stabilität anhand von Frakturmechanismus und -muster. Neben der mechanischen Stabilität entscheidet in der Akutsituation aber vor allem die hämodynamische Stabilität des Patienten über das Vorgehen. Diese wiederum wird durch Begleitverletzungen eines Patienten maßgeblich beeinflusst.
Ziel dieser Studie war es daher, Begleitverletzungen bei Beckenringfrakturen in Abhängigkeit von Frakturmechanismus und -muster zu bestimmen und ihren Einfluss auf das Outcome des Patienten zu analysieren.
Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Matched-Pair-Analyse von Patienten mit Beckenfrakturen, die von 01/2005 bis 12/2014 an einem überregionalen Traumazentrum behandelt wurden. Ein Propensity Score Matching mit Nearest Neighbor Matching und einer 1:3 Match-Ratio wurde durchgeführt. Beckenringfrakturen wurden anhand der Young & Burgess Klassifikation eingeteilt. Begleitverletzungen wurden anhand der organbezogenen Abbreviated Injury Scale (AIS) klassifiziert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 728 Patienten mit Beckenringfrakturen und einem Durchschnittsalter von 56,0±25,1 Jahren und einem durchschnittlichen ISS von 16,9±14,1 eingeschlossen werden. 536 Patienten (73,6%) wiesen einen Lateral Compression Typ (LC) auf, 57 Patienten (7,8%) einen Anterior Posterior Compression Typ (APC) und 135 Patienten (18,5%) einen Vertical Shear Typ (VS) auf. 144 Frakturen (19,8%) waren global und 77 (10,6%) rotationsinstabil. Wesentliche Begleitverletzungen fanden sich in Thorax (AIS 1,4±1,7) und Abdomen (AIS 1,0±1,4). Die organbezogene Verletzungsschwere nahm dabei in Abhängigkeit vom Frakturmuster (LC vs. APC vs. VS) signifikant zu (AIS Thorax: 1,1±1,6 vs. 1,5±1,7 vs. 2,5±1,8; p<0,001; AIS Abdomen: 0,7±1,2 vs. 1,3±1,5 vs. 2,0±1,5; p<0,001). Analog dazu nahm die organbezogene Verletzungsschwere auch mit zunehmender mechanischer Instabilität zu (p<0,001). Sowohl Frakturmuster als auch -instabilität korrelierten dabei mit der thorakalen und abdominellen Verletzungsschwere (p<0,001). In einer multivariaten Regressionsanalyse konnten Alter [OR (95%-CI): 1,03 (1,01-1,04) pro Jahr; p=0,001], ISS [OR (95%-CI): 1,1 (1,07-1,12) pro Punkt; p<0,001] und Schock [OR (95%-CI): 4,2 (2,1-8,4); p<0,001] als wesentliche Prädiktoren für das Versterben identifiziert werden. Frakturmuster bzw. -instabilität hatten indes keinen darüber hinausgehenden Einfluss auf die Mortalität.
Beckenringfrakturen haben ein hohes Risiko thorakaler und abdomineller Begleitverletzungen. Besonders Frakturen durch sagittale und vertikale Krafteinwirkung gehen mit schwerwiegenden Verletzungen des Körperstamms einher und bedingen eine hohe Gesamtverletzungsschwere mit erhöhtem Mortalitätsrisiko. Die gründliche Diagnostik solcher Begleitverletzungen ist daher unersetzlich für die weitere Therapieplanung.