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Wann operieren? Neue Aspekte bezüglich des optimalen Behandlungszeitpunktes von Wirbelsäulenverletzungen bei polytraumatisierten Patienten mit führendem Thoraxtrauma
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Für polytraumatisierte Patienten mit einem Injury Severity Score [ISS] ≥ 16 gibt es gute Daten über die Vorteile einer frühen (<72 Stunden) operativen Versorgung von begleitenden Brust- und Lendenwirbelfrakturen hinsichtlich Beatmungszeit [VT], Aufenthaltsdauer auf Intensivstation [ICUT] und Krankenhaus [HT] sowie der Sepsisrate. Nachteil der bisher publizierten Gruppen der „Polytraumatisierten“ ist jedoch deren inhomogene Zusammensetzung. So werden Patienten mit führendem schweren Schädel-Hirn- oder Abdominaltrauma genauso einen ISS ≥ 16 generieren, wie z.B. ein schweres Thoraxtrauma. Allerdings sind deren Implikationen auf den klinischen Verlauf, insbesondere auf die respiratorische Therapie und deren Komplikationen andere, sodass die Vergleichbarkeit schwierig ist. Aufgrund des Einflusses einer Mobilisation auf die respiratorische Therapie interessierte uns daher die Frage, ob es einen optimalen Zeitpunkt der Versorgung von Wirbelsäulenverletzungen bei polytraumatisierten Patienten mit schwerem Thoraxtrauma gibt.
Methodik: Die Bereitstellung der Daten erfolgte durch das TraumaRegister DGU® [TR-DGU-Projekt-ID:2016-002]. Retrospektive Matched-Pair Analyse an 1740 Patienten aus den Jahren 2009 - 2015 bezüglich des Versorgungszeitpunktes von Wirbelfrakturen der BWS/LWS < 72h vs. >72h nach Trauma hinsichtlich der klinischen Outcomeparameter VT, ICUT, HT, respiratorischem Versagen [ARDS], Sepsis, Multiorganversagen [MOV], Bluttransfusionen, Schwere und Lokalisation der Wirbelsäulenverletzung. Auswertung und Interpretation liegen in der Verantwortung des Autors und haben den abschließenden Reviewprozess des TraumaRegister DGU® noch nicht durchlaufen.
Einschlusskriterien: Alter ≥ 16, ISS ≥16, stumpfes Thoraxtrauma mit Abbreviated Injury Scale [AIS] ≥ 3 mit begleitender Wirbelfraktur der BWS und / oder LWS AISBWS/LWS ≥ 3.
Ausschlusskriterien: AIS ≥ 3 für Kopf-, Abdomen- und Extremitätenverletzungen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die <72h operierten Patienten mit einem AISBWS ≥ 3 bzw. einem AISLWS=3 hatten eine signifikante kürzere VT, ICUT und HT in Tagen.
AISBWS=3: (VT: 5,41 [Median 1] vs. 8.2 [1]; P 0,017; ICUT: 10,4 [5] vs. 14,4 [9]; P= <0,001; HT: 24,3 [20] vs. 31,1 [26]; P = < 0,001).
AISBWS> 3: (VT: 7,9 [12,3] vs. 13,3 [14,4]; P = 0,09; ICUT: 14,4 [14,7] vs. 20,9 [15,4]; P = 0,009; HT: 32,7 [42,7] vs. 37,4 [29,3]; P= 0,001)
AISLWS=3: (VT: 3,2 [1] vs. 5,1 [1], P = 0,013; ICUT: 8,2 [4] vs. 12,5 [10]; P=<0,001; HT: 24,5 [21] vs. 30,7 [25]; P=< 0,001)
In der Gruppe der später (>72h) operierten Patienten und eines AISBWS/AISLWS=3 zeigten sich signifikant höhere Raten an MOV, Sepsis und ARDS im Vergleich zur früheren (<72h) Intervention:
AISBWS=3 (MOV: 18,6% vs. 37,9%; P < 0,001; Sepsis: 5,8% vs. 12,0%; P = 0,05; ARDS: 20,1% vs. 30,2%; P = 0,022).
AISLWS=3 (MOV: 16,7% vs. 28,6%; P=0,012; ARDS: 16,3% vs. 28,6%; P = 0,032)