gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Sequenzielle Frakturabfolge bilateraler Sakruminsuffizienzfrakturen des geriatrischen Patienten – Eine retrospektive Analyse von MRT- und CT-Datensätzen in 78 Fällen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Mendel - BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Bernhard Ullrich - BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Philipp Schenk - BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Stabstelle Forschung, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Gunther O. Hofmann - Universitätsklinikum Jena, BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Kliniken für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Friederike Klauke - BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT14-629

doi: 10.3205/18dkou306, urn:nbn:de:0183-18dkou3062

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Mendel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die bilaterale Sakruminsuffizienzfraktur (BSIF) des geriatrischen Patienten stellt eine junge, noch weitgehend unverstandene Krankheitsentität mit steigender Inzidenz dar. Häufig geht sie mit einer schmerzbedingten Immobilität einher. Im Gegensatz zu traumatischen Sakrumfrakturen als Folge eines einzeitigen Unfallereignisses besteht bei Osteoporose-assoziierten BSIF die Vermutung einer sequenziellen Frakturentstehung mit zunächst ein-, später beidseitiger Infraktion. Der Beweis dieser Theorie steht bis dato jedoch aus.

Methodik: Von 2014 bis 2016 wurden 273 Patienten im Alter über 65 Jahren mit Beckenfrakturen stationär behandelt. In 78 Fällen (28,6%) wurde eine BSIF diagnostiziert (Ø 79,3 Jahre, m: 4; w: 74). Für die retrospektive Analyse wurden MRT- und CT-Datensätze ausgewertet, um seitengetrennt das jeweilige Alter vertikalen bilateralen Frakturlinien durch das Sakrum zu beurteilen. Hierfür wurde folgende Einteilung zugrunde gelegt: Stadium 1: Ödemnachweis im MRT STIR, CT ohne Befund; Stadium 2: frische Fraktur mit scharfer Frakturlinie ohne Zeichen knöcherner Heilung; Stadium 3: unscharfe Fraktur mit Nebeneinander von knöcherner Apposition und Resorption; Stadium 4: Pseudarthrose mit weitem Frakturspalt und Randsklerose. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Fischer-Exakt-Test.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 30 von 78 Fällen (38%) wurde ein unterschiedliches Stadium zwischen linker und rechter Frakturlinie gefunden. In den meisten Fällen besteht auf der einen Seite ein Stadium 1 und kontralateral ein Stadium 2 (n=13, 17%). Die Kombination Stadium 2/3 findet sich ebenfalls in 13 Fällen. Beides spricht für eine kurze Frakturabfolge < 6 Wochen. In nur 4 Fällen (5%) wies die kontralaterale Frakturlinie das übernächste Stadium auf, als Hinweis für eine Zeitspanne von >6 Wochen. Die statistische Auswertung dieser Subgruppe von 30 Fällen ergab eine hoch signifikante Korrelation bezüglich der Frakturstadien (p<0,001). Zudem existieren 48 Fälle (62%) mit beidseitig gleichem Frakturstadium, was ein zweizeitiges Geschehen zwar nicht bestätigt, dessen kurze Abfolge jedoch nicht ausschließt. Am häufigsten (n=30) fand sich die beidseitige frische Fraktur (Stadium 2/2), gefolgt von den Stadien 3/3 in 16 und 1/1 in 2 Fällen.

Unsere Ergebnisse bestätigen die Vermutung sequenzieller Frakturereignisse mit zunächst einseitiger Läsion, gefolgt von der kontralateralen Fraktur innerhalb weniger Wochen. Dies unterscheidet die BSIF von einzeitigen traumatischen bilateralen Sakrumbrüchen (OTA: Typ B3 oder C2.3 & 3.3). In 23% unserer Fälle wurde erst durch die MRT eine vermeintliche monolaterale Fraktur als BSIF demaskiert. Zusammenfassend ist eine konsequente Anwendung der MRT zu fordern, um eine kontralaterale Frakturkomponente auszuschließen. Zudem ist bei geplanter Versorgung einer monolateralen Sakruminsuffizienzfraktur ggf. über die zusätzliche prophylaktische Stabilisierung auch der noch unverletzten Seite zu diskutieren.