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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Die operative Behandlung von Beckenfrakturen im Alter über 65 Jahren ist mit sehr hohen stationären Komplikations- und Mortalitätsraten verbunden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Isabell Schneider - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Andreas Höch - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Philipp Pieroh - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Anatomie, Martin Luther Universität Halle-Wittenberg, Leipzig, Germany
  • Tim Hohmann - Institut für Anatomie und Zellbiologie, Martin-Luther Universität Halle (Saale), Halle (Saale), Germany
  • Fabian Stuby - BG-Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Christoph Josten - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • AG Becken III der DGU - BG Klinik Tübingen, Tübingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT14-1189

doi: 10.3205/18dkou301, urn:nbn:de:0183-18dkou3012

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Schneider et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Frakturen des Beckens bei alten Patienten werden in den letzten Jahren zunehmend relevanter. Neben der AO-Klassifikation wurden neue Klassifikationen mit Empfehlungen zur Behandlung veröffentlicht. Dennoch gibt es derzeit kaum Evidenz für die verschiedenen Behandlungsstrategien. In der eigenen Klinik geht die operative Therapie sehr betagter Patienten mit einer gefühlt hohen Rate an perioperativen Komplikationen einher. In dieser Registerauswertung sollte an einem großen Patientenkollektiv die tatsächliche Komplikationsrate und Mortalität überprüft werden.

Methodik: Prospektiv erhobene Registerdaten von 2374 Patienten über 65 Jahre mit Beckenfraktur zwischen 01/2010-12/2014 wurden aus zehn Kliniken retrospektiv ausgewertet. Die Patienten wurden in 6 Altersgruppen (65-69j; 70-74j; 75-79j; 80-84j; 85-89j; >90j) eingeteilt. Neben Basisdaten wurden Verletzungsmuster, ISS und Frakturklassifikation nach Tile/AO und die Behandlung ausgewertet. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts (LOS), Komplikationen (Pneumonie, HWI, kardiale Komplikationen, operative Komplikationen, etc.) und die Mortalität im Rahmen des stationären Aufenthalts wurden analysiert.

Ergebnisse: Von 2374 Patienten im mittleren Alter von 80,3±7,7 Jahren (1689 w, 685 m) wurden 1657 (69,8%) konservativ und 717 (30,2%) operativ behandelt. Die LOS betrug insgesamt 14,0±15,6 Tage (kons. 10,4d; OP 22,4d; p<0,001). Die Komplikationsrate lag bei 13,1% (kons. 6,7%; OP 27,8%; p<0,001). Die höchste Komplikationsrate trat bei operativ behandelten 85-89 jährigen Patienten auf (33,0%), die niedrigste bei konservativ behandelten über 90 jährigen Patienten (3,5%), welche auch die kürzeste LOS aufwiesen (7,6±5,3d). Führend waren vor allem Komplikationen des Respirationssystems, kardiale Komplikationen sowie Infektionen der ableitenden Harnwege. Die Mortalitätsrate lag insgesamt bei 3,9% (kons. 4,0%; OP 3,6%; p>0,05), wobei ein signifikanter Unterschied zwischen operativ behandelten 65-69 jährigen Patienten (0,0%) und operierten >90 jährigen besteht (15,6%). Bei den konservativ behandelten Patienten bestand kein signifikanter Unterschied der Mortalität in den Altersgruppen.

Schlussfolgerung: Operativ behandelte Patienten mit Beckenfraktur im Alter haben ein signifikant höheres Komplikationsrisiko während des stationären Aufenthalts. Die Therapiestrategie von Beckenfrakturen im Alter sollte dennoch sehr genau auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten sein, da diese Zahlen nicht den poststationären Verlauf mit gegebenenfalls sekundär auftretenden Komplikationen widerspiegeln.