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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Vergleich der Lebensqualität bei Polytrauma, proximaler Femurfraktur und distaler Radiusfraktur im geriatrischen Patientengut

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maximilian Wenzel - BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Matthias Münzberg - BG Klinik Ludwigshafen, Centrum für interdisziplinäre Rettungs- und Notfallmedizin, Ludwigshafen, Germany
  • Paul A. Grützner - BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Andreas Gather - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT12-1243

doi: 10.3205/18dkou291, urn:nbn:de:0183-18dkou2914

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Wenzel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Anteil an über 70-jährigen polytraumatisierten Patienten stieg in den letzten 20 Jahren von 8% auf 26% an. Die Datenlage bezogen auf die Lebensqualität geriatrisch-polytraumatisierter Patienten ist sehr eingeschränkt. Daher soll in der vorliegenden Studie die Lebensqualität im geriatrischen Patientengut 12 Monate nach dem Unfall untersucht werden.

Methodik: In der monozentrisch prospektiven Studie an einem überregionalen Traumazentrum wurden Patienten aus dem Jahr 2016 mit einem nachgewiesenen Polytrauma (ISS größer 16), einer proximalen Femurfrakturen (PFF) oder einer distalen Radiusfraktur (DRF) und einem Alter größer oder gleich 70 Jahre eingeschlossen. Die Patienten wurden nach Einwilligung telefonisch 12 Monate nach ihrem Unfall kontaktiert und hinsichtlich ihrer derzeitigen Lebensqualität mittels der Fragebögen SF 36 und EQ5D befragt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 31 polytraumatisierten Patienten haben 21 Patienten die erste klinische Phase überlebt. 20 (15 männlich, Altersdurchschnitt: 81 Jahre, ISS: 21) konnten in die Studie eingeschlossen werden, wovon 7(35%) im Verlauf der 12 Monate verstorben sind. Daraufhin wurde aus den 305 DRF- bzw. 235 PFF-Patienten zufällig je 20 Fälle ausgewählt. Von diesen sind bei den DRF (4 männlich, Altersdurchschnitt 85,1) 2 (10%), bei den PFF (8 männlich, Altersdurchschnitt 82,5) 5 (25%) im Beobachtungszeitraum verstorben.

Bezogen auf den SF36 zeigte sich in der Kategorie der allgemeinen Gesundheitswahrnehmung bei den DRF-Patienten 62,2 von 100 möglichen Punkten, PFF 53,7 und die Polytraumata 56,5. Bei den Fragen zur Kategorie Körperliches Wohlbefinden erzielten die Probanden DRF 78,0, PFF 60,8 und die Polytraumata 68,3. Die Körperliche Funktionsfähigkeit lag bei DRF bei 68,9, PFF bei 45,3 und bei Polytraumata bei 52,7.

Die Punktzahl zu den Fragen über Energie und Fatigue lag bei den DRF bei 53,9, bei den PFF bei 42,3 und bei den Polytraumata bei 48,5.

Die visuelle analoge Skala des EQ5D, bei der die Probanden Ihren derzeitigen Gesundheitszustand auf einer Skala von 0 bis 100 (bestmögliches Ergebnis) einordnen konnten ergab, dass die DRF im Mittel Ihren Gesundheitszustand bei 71,9, die PFF bei 53 und die Polytraumata bei 59,6 einordneten. Weitere allgemeine Daten und spezifische Daten zur Lebensqualität wurden erhoben.

Es konnte gezeigt werden, dass die polytraumatisierten geriatrischen Patienten, die die initiale klinische Phase überlebten, in vielen Kategorien sogar eine bessere Lebensqualität als die isolierten proximalen Femurfrakturen aufzeigten. Die distalen Radiusfrakturen im geriatrischen Patientengut zeigten erwartungsgemäß in nahezu allen Kategorien die höchste Lebensqualität. Somit legt diese Studie dar, dass die Lebensqualität nach Polytraumatisierung auch in hohem Alter deutlich besser als bisher angenommen ist.