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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Risiko Kopfballspiel? Eine epidemiologische Analyse von mehr als 11.000 Kopfbällen im deutschen Profifußball

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Weber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Claus Reinsberger - Sportmedizinisches Institut, Universität Paderborn, Paderborn, Germany
  • Axel Gänsslen - Klinikum der Stadt Wolfsburg, Klinik für Unfallchirurgie, Handchirurgie und Orthopädie, Wolfsburg, Germany
  • Peter Angele - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Volker Krutsch - Klinikum Nürnberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Nürnberg, Germany
  • Werner Krutsch - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocST34-1354

doi: 10.3205/18dkou203, urn:nbn:de:0183-18dkou2031

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Weber et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Kopfballspiel stellt einen integralen Bestandteil des Fußballs dar. Nach dem Kopfballverbot durch den US-amerikanischen Verband 2015 entbrannte auch in Deutschland eine fortwährende Diskussion über die potenzielle Gefahren von Kopfbällen und Kopfverletzungen, allen voran Schädelhirntraumen. Representative epidemiologische Daten zu Korrelation und Frequenz des Kopfballspiels als auch begleitender Kopfverletzungen fehlen bislang jedoch gänzlich.

Methodik: In einer prospektiven Kohortenstudie, angesiedelten im deutschen Profifußball der Regionalliga Süd, wurde neben einer Analyse des Kopfballspiel auch eine Verletzungsanalyse desselben in der Saison 2015/2016 durchgeführt. Nach gängigen Prinzipien wurde 100 von 306 zufällig ausgewählten Spiele einer Videoanalyse mittels neu erstellter standardisierter Fragebögen unterzogen und ausgewertet. Die Verletzungsanalyse orientierte sich ebenfalls an gängigen Methoden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 9000 Minuten offizieller Spielzeit wurden insgesamt 11514 Kopfbälle ausgewertet. Durchschnittlich lag die Kopfballbelastung pro Spieler und Spiel bei etwa 5 Kopfbällen. Die durchführten Kopfbälle wurden vor allem Frontalbereich des Schädels durchgeführt (76.8%) und in etwa zwei Drittel der Fälle in Defensivaktionen (65.8%). 71 % der Kopfbälle erfolgten in Duellsituationen, wobei in gut der Hälfte (51.1 %) direkter Körperkontakt mit dem Gegenspieler registriert werden konnte. Die Ellbogenpositionen der Spieler war nur in 3 % der Kopfbälle über Schulterhöhe.

Insgesamt konnten 51 Critical incidents (verletzungsträchtige Situationen) ausgemacht werden, in 41,3 % betrafen diese Mittelfeldspieler. 52.9 % der Critical incidents wurden vom Schiedsrichter als Foul geahndet, in 8 Fällen war eine spätere Auswechslung des verwickelten Spielers von Nöten. Die Verletzungsanalyse wies isgesamt 5 sportbedingte Schädelhirntraumata nach. Dies ergab eine Kopfball- Schädelhinrntrauma- Rate von 0,04 %.

Mit einer durchschnittlichen Kopfballbelastung von 5 pro Spiel und Spieler ist sowohl Kopfballbelastung als auch die Schädelhirntrauma-Rate in einer Wettkampfumgebung geringer als bislang in experimentellen Studien angegeben bzw. befürchtet. Durch das Kopfballspiel zugezogene Kopfverletzungen waren selten, allerdings sehr häufig mit Duellsituationen und stattfindendem Körperkontakt assoziiert.