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Ist die Verankerung eines konventionellen Ankers im Ausrissloch eines All-Suture Anker möglich? Eine biomechanische Untersuchung am humanen Schultermodel
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Reine Fadenanker, sog. All-Suture Anker (ASA), nehmen eine zunehmende Rolle in der heutigen klinischen Anwendung in der Schulterchirurgie ein. Beschränkte sich die Anwendung zunächst auf das Glenoid sind inzwischen weitere ASA auch für die Rekonstruktion der Rotatorenmanschette zugelassen worden. Im Unterschied zu konventionellen Ankern erfolgt die Fixierung der reinen Fadenanker primär direkt unter der Kortikalis. Hierdurch wird ein im Verhältnis zu konventionellen Ankern kleinerer Durchmesser des Bohrloches und des Ankers selbst möglich, wobei dieser sich nach Insertion ausdehnt. Dennoch können auch diese Anker ausreißen und das Ziel unserer biomechanischen Untersuchung war zu klären, ob das vormalige Ausrissloch eines ASA eine ausreichende Stabilität für einen konventionellen Anker bietet.
Methodik: Nach Bestimmung der Knochendichte von 10 humanen Humeri (5 Paare) mittels quantitativer Computertomographie erfolgte die Einteilung der Humeri in zwei Gruppen mit gleicher mittlerer Knochendichte. Anschließend erfolgte die Ankerimplantation eines ASA Y-Knot® RC und eines konventionellen CrossFTTM 4,5mm (CONMED, Utica, NY, USA) bei 90° zur Knochenoberfläche des Tuberculum majus. Anschließend wurde die zyklische biomechanische Testung (MTS 858.2, MTS Systems, Eden Praire, Minnesota, USA) bis zum Ankerausriss nach folgendem Protokoll durchgeführt: 20 N Vorlast gefolgt von zyklischer Kraftsteigerung um 0,05 N pro Zyklus bei einer Frequenz von 1Hz. Als Endpunkte wurden der Versagensmechanismus, sowie die maximale Ausrisskraft, Steifigkeit und Wegstrecke bestimmt. Anschließend erfolgte die Einbringung eines 5,5mm CrossFTTM Ankers mit 90° in das Ausrissloch des ASA und die biomechanische Untersuchung wurde in selber Weise wiederholt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Rahmen der unbegrenzten zyklischen Belastung rissen alle Anker aus dem Knochen aus (>4000 Zyklen). Die ASA zeigten im Vergleich zu den konventionellen 4,5mm Ankern keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der maximalen Ausrisskraft (271 ± 106 N vs. 295 ± 47 N, p 0,66). Der konventionelle 5,5mm Anker welcher in das Ausrissloch des All-Suture Ankers eingebracht wurde erreichte eine maximale Ausrisskraft von 281 ± 86,6 N. Selbiges galt für die gemessene Wegstrecke und Steifigkeit der Anker. Es zeigte sich somit im Vergleich zum 4,5mm Anker zwar kein signifikanter Unterschied, aber eine gleiches Maß für die maxiale Ausrisskraft unter zyklisch ansteigender Belastung (p 0,75). Damit zeigt das Ausrissloch eines All-Suture Anker eine solch geringe Größe, dass die Verankerung eines 5,5mm Ankers im selben Loch auf Grundlage unserer Versuchsanordnung problemlos möglich ist.