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Defizite der sensomotorischen Funktionsfähigkeit der oberen Extremität nach schulterchirurgischen Eingriffen
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die sensomotorische Funktion der oberen Extremität sowohl vor und nach Rotatorenmanschettenrekonstruktion als auch nach operativ versorgter Acromioclavicularluxation (ACG) und anterior inferiorer Schulterinstabilität zu evaluieren. Eine optimale muskuläre Koordination und Propriozeption des Schultergelenks ist wichtig für die beschwerdefreie Funktion der oberen Extremität. Die Hypothese war, dass Patienten auch nach erfolgreichen schulterchirurgischen Eingriffen eine verminderte neuromuskuläre Stabilisationsfähigkeit im Vergleich zur nicht-betroffenen Schulter sowie im Vergleich zu gesunden Probanden zeigen.
Methodik: 40 Patienten (10 Frauen, 30 Männer, Durschnittsalter: 45,5±15,7 Jahre) und eine 10 Teilnehmer umfassende gesunde Kontrollgruppe (3 Frauen, 7 Männer, s.o. Durchschnittsalter: 47,0 ±21,0 Jahre) wurden eingeschlossen. Die Gruppen 1) prä-, 2) postoperativ nach Rotatorenmanschettenrekonstruktion, 3) nach Acromioclaviculargelenk-Rekonstruktion (ACG) und 4) nach anterior-inferiorer Schulter-Stabilisation umfassten je 10 Patienten. Die Untersuchung fand durchschnittlich 2,5±1,2 Jahre postoperativ statt. Zur Evaluation der sensomotorischen Stabilisationsfähigkeit wurde eine Kraftmessplatte (Fa. Bertec) mit einer 100 Hz Messtechnik verwendet. Die Probanden führten eine Stützübung beider Arme bäuchlings in liegender Position auf einer Untersuchungsbank für 30 Sekunden durch. Als Messparameter wurde die Abweichung des Total Center of pressure (CoP XY length in m) verwendet und mit den Ergebnissen der gesunden Gegenseite verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In allen Patienten war die CoP significant höher auf der operierten 1,11m [0,98;1,32] als der nicht operierten Seite 1,05m [0,91;1,13] (p<.0001.). Die Kontrollgruppe zeigte keine Unterschiede 1,01m [0,95;1,19] vs. 1,00m [0,92;1,34]. Nach mindesten 12 Monaten post OP, zeigte Gruppe 1 die höchste Abweichung: 1,20m [1,05;1,45] vs. 1,08m [0,97;1,40]. Gruppe 2 zeigte signif. Unterschiede mit 1,03m [0,99;1,07] vs. 0,98m [0,89;1,07] p=0.04. Die 3. Gruppe zeigte ebenfalls signif. Unterschiede mit 1,16m [0,94;1,29] vs. 1,02 [0,92;1,07] p=0.006. Alle Gruppen zeigten sehr gute klinische Ergbnisse in den postoperativen Scores.
Nach allen Operationen am Schultergelenk verblieben trotz guter klinischer Scores postoperativ unterschiedlich starke Veränderung der sonsomotorischen Funktion im Vergleich zur gesunden Schulter und in Abhängigkeit von der Pathologie. Verletzungen der zentrierenden Muskulatur sowie postoperative Zustände nach Eingriffen an den glenohumeralen Strukturen zeigten die größten Veränderungen. Die Verbesserung der sensomotrischen Fähigkeiten sollte daher bei RM-Rekonstruktionen als auch stabilisierenden Eingriffen angestrebt werden.