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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Feedbacktraining mit Sonifikation zur Normalisierung des Gangbildes in der orthopädischen Rehabilitation nach endoprothetischem Gelenkersatz

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Jöllenbeck - Klinik Lindenplatz, Institut für Biomechanik, Bad Sassendorf, Germany
  • Juliane Pietschmann - Klinik Lindenplatz, Institut für Biomechanik, Bad Sassendorf, Germany
  • Francisco Geu Flores - Universität Duisburg-Essen, Ingenieurwissenschaften, Lehrstuhl für Mechanik und Robotik, Duisburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocST31-511

doi: 10.3205/18dkou171, urn:nbn:de:0183-18dkou1713

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Jöllenbeck et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eigene Studien konnten signifikante Verbesserungen wesentlicher Gangparameter während der Reha nach Hüft- und Knie-TEP zeigen, ein gleichmäßiges Gangbildes wurde aber noch nicht erreicht. Reduzierte Bewegungsumfänge im Hüftgelenk (HG) bzw. Kniegelenk (KG) auf Op-Seite sind Ursache verbleibender Asymmetrien im Seitenvergleich und deutlicher Unterschiede zu einer altersadäquaten Vergleichsgruppe (AVG; Jöllenbeck 2015). Daher sollte untersucht werden, ob ein Gangtraining mit Sonifikation als auditivem Feedback diese Asymmetrien reduzieren kann.

Methodik: An der Studie nahmen je 20 Patienten nach Hüft- (HT: 55J, 174cm, 85kg) und Knie-TEP (KT: 58J, 170cm, 94kg) teil. Zu Beginn (Tag 3/4) und am Ende (Tag 17/18) der Reha wurde eine biomechanische Ganganalyse auf einem instrumentierten Laufband (h/p/cosmos quasar-med) durchgeführt. Nach 5-min. Gewöhnung sollten die Vpn erst ein Wohlfühl- (v1), dann ein zügiges Gangtempo (v2) selbst einstellen. Kinetische und kinematische Gangparameter (Zebris: FDM, WinGait) wurden erfasst. Als Intervention wurde ein Laufbandtraining mit auditivem Feedback durchgeführt, bestehend aus 6 Einheiten mit 3-min. Gewöhnungs-, gefolgt von einer max. 20-min. Trainingsphase. Hierzu wurde bds. mit je 2 IMUs (Myon) der Winkelverlauf von HG bzw. KG erfasst und den Vpn mittels Sonifikation (Vertonung) als "Melodie der Bewegung" auf einem Kopfhörer eingespielt. Die Vpn sollten die Melodie der operierten (op) an die der nicht-operierten (nop) Seite anzupassen. Eine bereits früher erhobene AVG (N=44) diente als Referenz (Jöllenbeck & Pietschmann 2016).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: HT und KT zeigen durchweg sign. Verbesserungen (p<0.05) wesentlicher Gangparameter, am Ende der Reha bleiben aber alle Gangparameter (Ausnahme Schrittlänge v1) gegenüber AVG defizitär (p<.000). Der Bewegungsumfang von KG (HT op:+4,2°/ nop:+6,5°; KT op:+5,0°/nop: +4,9°) und KG (HT +4,4°/+4,8°; KT +4,4/+3,9°) vergrößert sich bds. (p<.05), auf Op-Seite verbleiben Defizite von HG bei HT (-10,8°, p<.000) und KG bei KT (-12,3°, p<.000). Zudem nimmt bei HT der Bewegungsumfang des Beckens (+0,9°, p<.05) zu. Die Bewegungsverläufe bleiben gegenüber AVG reduziert und asymmetrisch. Die Dynamik der Bodenreaktionskräfte wie die Impulse vergrößern sich in HT und KT sign. Bei Impuls und Dynamik (nur KT) verbleiben jedoch Asymmetrien auf Op-Seite.

Ein auditives Gangtraining mittels Sonifikation deutet bei hoher Patientenakzeptanz sein Potential an, Schlüsselparameter nach Hüft- bzw. Knie-TEP ansteuern und das Gangbild bei erhöhter Trainingshäufigkeit und -zeit verbessern zu können. Bewegungsanalytisch wurde beobachtet, dass bei aktiver Sonifikation eine gute Annäherung der Bewegungsverläufe erzielt werden konnte, die sich nach Deaktivierung wieder verschlechterte. Das erklärt zum Teil, warum bestehende Asymmetrien während der Reha zwar reduziert, aber noch nicht aufgehoben werden konnten. Studien zur weiteren Optimierung der Feedbackgabe wie v.a. zur erforderlichen Dauer und Häufigkeit des Trainings sind in Arbeit.