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Analyse des Versagens von Osteosynthesen des proximalen Humerus
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Proximale Humerusfrakturen gehören zu den häufigsten Frakturen. Die Behandlung mit winkelstabilen Implantaten ermöglicht in der Regel gute funktionelle Ergebnisse. Dennoch fällt auf, dass ein Versagen der Osteosynthese nicht selten eine Revisionsoperation erforderlich macht. Ziel der Studie war, anhand einer systematischen Analyse der Versagensmuster Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung zu erkennen.
Methodik: Mittels des Krankenhausinformationsystems wurden alle Revisionsoperationen nach Frakturen des proximalen Humerus eines Unfallkrankenhauses im Zeitraum 2008 bis 2016 identifiziert. Ausgewertet wurden die Krankenakten und Röntgenbilder. Es wurden durch Zusammenfassen von Fällen mit ähnlichem Versagensmuster Subkollektive gebildet. An Hand der entsprechenden Verläufe wurden Analysen zur Ursache des Versagens und zu Möglichkeiten der Vermeidung durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 173 Revisionsoperationen (davon 26 nach primärer Operation im eigenen Hause) durchgeführt. Es handelte sich um 107 weibliche und 66 männliche Patienten, das mittlere Alter betrug 59 Jahre (Standardabweichung 15 Jahre). Die durchgeführten Operationen waren 94 einfache Matallentfernungen, 11 Metallentferungen mit weiteren Massnahmen (Weichteileingriffe oder Akromioplastiken) 27 Reosteosynthesen, 19 Implantationen/Wechsel einer Endoprothese und 22 sonstige Eingriffe. Das Versagen einer Osteosynthese lag in 39 Fällen vor, davon eine Dislokation in 22 Fällen, ein Tuberkulum majus Ausriss in 10 Fällen, ein Materialbruch in 3 Fällen, eine Pseudarthrose in 2 Fällen sowie eine Implantatfehllage und ein tiefer Infekt in je einem Fall. Das Ausreißen im Kopf war in der Regel mit einer Varusdislokation verbunden. Neben Kopfnekrosen konnte als Ursache insbesondere eine unzureichende mediale Abstützung nach der Primäroperation ermittelt werden. Bei distalen Ausrissen zeigte sich ein Herauswandern des winkelstabilen Konstrukts (Platte und Schrauben)aus dem Knochen, so dass hier die Erfordernis einer längeren Platte mit mehr Schrauben in Abhängigkeit von der Knochendichte vermutet werden kann. Die biomechanischen Überlegungen werden in Fallbeschreibungen in Abhängigkeit von den Fraktursituationen diskutiert.
Es zeigte sich, dass es typische Versagensmechanismen bei verschiedenen Fraktursituationen gibt. Durch individuelle Anpassung des Vorgehens ist somit ggf. eine Verbesserung der Ergebnisse nach Osteosynthesen der proximalen Humerusfrakturen möglich.