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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Einfluss der Hautantiseptik auf das postoperative Infektionsrisiko

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Claudia Eder - Orthopädisches Spital Speising, Wien, Austria
  • Peter Landowski - Medicum, Wien, Austria
  • Sabrina Schildboeck - Orthopädisches Spital Speising, Wien, Austria
  • Gerlinde Angerler - Orthopädisches Spital Speising, Wien, Austria
  • Julia Hahne - Orthopädisches Spital Speising, Wien, Austria
  • Peter Metzger - Bezirkskrankenhaus St Johann in Tirol, St Johann in Tirol, Austria
  • Michael Ogon - Orthopädisches Spital Speising, Wien, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocST22-928

doi: 10.3205/18dkou096, urn:nbn:de:0183-18dkou0960

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Eder et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Postoperative Infektionen zählen zu den häufigsten Komplikationen chirurgischer Eingriffe. Die bakterielle Besiedelung der Haut ist je nach Region spezifisch und wird vom europäischen Referenzspektrum zur Evaluierung antiseptischer Substanzen nur zum Teil erfasst. Ziel unserer Studie war es, die Wirksamkeit der an unserer Abteilung eingesetzten Hautdesinfektionsmittel anhand eines patientenspezifischen Keimspektrums zu evaluieren.

Methodik: Das an unserer Abteilung für postoperative Wundinfektionen verantwortliche Keimspektrum wurde retrospektiv analysiert. Danach wurde die antiseptische Wirkung von Braunol®, Isozid®, Kodan forte® und Octenisept® anhand eines repräsentativen Keimspektrums in vitro untersucht. Im OP wurden Abstriche von Wundrand und Klinge nach Desinfektion mit Kodan forte® (n=138) sowie nach der Umstellung auf Octeniderm® (n=638) entnommen, die aufgrund der in vitro Ergebnisse erfolgte.

Ergebnisse und Schlussfolgerung:

Keimspektrum: Staph. epidermidis war mit 37% für die meisten Infektionen verantwortlich, gefolgt von P. acnes (17%), Enterococcus faecalis (14%) und Proteus mirabilis bzw. Staph. aureus (jeweils 6%).

In vitro Ergebnisse: Die getesteten Antiseptika zeigten hinsichtlich ihrer Wirkung deutliche Unterschiede: Octenisept® war signifikant effektiver und konnte alle getesteten Stämme mit Ausnahme von P. mirabilis unter die Nachweisgrenze reduzieren. Auch von P. mirabilis war nach der Desinfektion nur noch 1% der ursprünglichen Keimbelastung nachweisbar. Im Gegensatz dazu waren bei Staph. epidermidis noch 9% (Kodan forte®) bzw. 2% (Braunol®) bzw. 10% (Isozid®) der initialen Keimzahl nach der Desinfektion noch vorhanden. Den geringesten remanenten Effekt wies Isozid® auf: 3 Stunden nach Desinfektion lag die Keimbelastung mit Staph. epidermidis bereits wieder bei 21% der initialen Keimzahl.

In vivo Ergebnisse: Nach routinemäßiger Hautdesinfektion mit Kodan forte® im OP zeigten 31% der entnommenen Abstriche ein positives Ergebnis. Aufgrund der in vitro Untersuchungen wurde die Desinfektion auf Octeniderm® umgestellt, da Octenisept® nicht zur Hautdesinfektion zugelassen ist. Dadurch konnte die Anzahl an positiven Abstrichen auf 22% reduziert werden (p<0,021). Die Mehrzahl der positiven Abstriche stammte von der Skalpellklinge und enthielt Staph. epidermidis oder P. acnes.

Durch die routinemäßige Desinfektion des OP-Areals kann keine völlige Keimfreiheit erzielt werden. Selbst unter standardisierten in vitro Bedingungen war nach Desinfektion noch eine beträchtliche Keimzahl nachweisbar, wobei die getesteten Antiseptika deutlich Unterschiede aufwiesen. Octenidin® zeigte sowohl in vitro als auch in vivo eine signifikant höhere Wirksamkeit gegen das getestete Referenzspektrum .