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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Differentialdiagnostik periprothetischer Infektionen mittels Antikörpernachweis im Gelenkpunktat

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sascha Gravius - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Sophia Schell - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Frank Schildberg - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Hendrik Kohlhof - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Max Friedrich - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Gunnar Hischebeth - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Bonn, Germany
  • Tom R. Jansen - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Thomas Randau - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocST21-632

doi: 10.3205/18dkou090, urn:nbn:de:0183-18dkou0908

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Gravius et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Periprothetische Gelenkinfekte bleiben eine große Herausforderung in der Orthopädie. Insbesondere chronische low-grade Infekte ohne systemische Infektzeichen können schwer zu diagnostizieren sein. Kulturell häufig nachgewiesene Erreger, z.B. koagulase-negative Staphylokokken, können als relevantes Pathogen, ebenso aber auch als Kontamination auftreten. Zusätzliche diagnostische Verfahren sind neben der konventionellen Mikrobiologie daher erstrebenswert, um bei der „schmerzhaften Endoprothese“ einen möglichen low-grade Infekt nachzuweisen oder auszuschließen. Wir stellen die Ergebnisse einer Punktat-Analyse mittels eines immunologischen Multiplex-Assays dar, welcher IgG-Antikörper gegen bakterielle Erreger als Hinweise auf einen Gelenkinfekt nachweisen kann.

Methodik: Der verwendete Assay basiert auf der Luminex-Platform und weist mittels an Polystyrol-Beads gebundenen Antigenen die Anwesenheit von spezifischen Antikörpern gegen die häufigsten Erreger periprothetischer Infektionen (Staphylokokken, Streptokokken und P. Acnes) nach. Der Assay ist zur Serumanalyse entwickelt, und bislang weder für Gelenkpunktat validiert, noch als klinisches Diagnostikum zugelassen. Es konnten insg. 107 Gelenkpunktat-Proben aus Hüft- oder Kniegelenks-Prothesenrevisionen retrospektiv analysiert, und gegen die Ergebnisse der routinemäßig durchgeführten klinischen, laborchemischen, histologischen und mikrobiologischen Ergebnisse verglichen werden. Mittels Kontingenzanalyse wurde Sensitivität und Spezifität für den Assay, sowie für spezifische Subgruppen bestimmt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 107 Proben wurden anhand der MSIS-Kriterien 62 als nicht-infiziert und 45 als infiziert klassifizert, davon 28 als akute oder subakute, und 17 Proben als chronische Infekte klassifiziert. 6 Proben konnten aufgrund von Messfehlern im Assay nicht analysiert werden. Insgesamt erkannte der Test eine Infektion mit einer Sensitivität von 62% und einer Spezifität von 76%; Nach Ausschluss der Kultur-negativen Infekte oder der Infekte mit anderen als den drei detektierbaren Erregern, stieg die Sensitivität auf 68%. Der Test wurde auch positiv in 50% der Infektfälle, in denen kulturell keiner der Erreger aus dem Spektrum des Assays vorlag. In der Subgruppenanalyse zeigte sich, dass der Assay bei Patienten mit multiplen Voroperationen besser abschnitt, außerdem eine überlegene Sensitivität bei chronischen Infektionen zeigte, und eine überlegene Spezifität bei Proben, die unter Antibiose gewonnen wurden, erbrachte. Insgesamt ist der vorgestellte Test aber den bereits vorhandenen und verwendeten Verfahren nicht überlegen. Die humorale Immunantwort erfolgt verzögert, insofern ist es wenig verwunderlich, dass in akuten und subakuten Infekten die Nachweisbarkeit von IgG-Antikörpern weniger gut gelingt. In Bezug auf die geringe Spezifität bleibt unklar, ob der Assay evtl. auch kulturnegative Infekte als positiv identifiziert, die nach den "konservativen" MSIS-Kriterien als nicht-infiziert klassifiziert wurden.