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Der posterozentrale Operationszugangs zum Tibiakopf: Studienergebnisse 2001–2017
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Veröffentlicht: | 6. November 2018 |
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Fragestellung: Nach der Kongressvorstellung und Publikation des posterozentralen Zugangs zum Tibiakopf 2012 ist dieser national wie international auf große Resonanz gestoßen. Der Zugang wird genutzt zur Rekonstruktion der nach dorsal abgekippten mehrfragmentären artikulären Tibiakopffrakturen (41-C3, ggf, -B3 nach AO) sowie zur Verschraubung knöchernen hinterer Kreuzband(HKB)-Ausrisse (41-A1 nach AO) um ggf. eine funktionelle Nachbehandlung zu ermöglichen. Er basiert auf den anatomisch präformierten Gegebenheiten ohne die Sehnen der Gastrocnemiusköpfe zu inzidieren oder abzutrennen bzw. ohne den muskulären Anteil der Gastrocnemiusköpfe zu dissezieren. Ergebnisse von mehr als 15 Jahren werden dargestellt.
Methodik: Von 2001 bis 2017 wurde an insg. 54 Patienten (Pat.) der posterozentrale Zugang durchgeführt. 36x erfolgte eine dorsale Plattenosteosynthese am Tibiakopf, 15x eine Verschraubung des knöchern ausgerissenen HKB. Neben patientenbezogenen Daten wurde erfasst: Frakturtyp, Diagnostik, zusätzliche Versorgung von ventral, Komplikationen, radiologischer Ausheilungsbefund, Nervenaffektionen, Narbenbefund, Implantatbeschwerden, Bewegungsausmaß und erfolgte Metallentfernung.
Ergebnisse: Das Alter der Pat. betrug im Mittel 54±13,5 Jahre (Median 54, Range 28-89 Jahre) mit einem Geschlechterverhältnis m:w von 1,2:1. Folgende Frakturen wurden versorgt: 33x C3, 8x B3, 15xA1 nach AO. 54x wurde eine Computer-, 1x eine Kernspintomographie durchgeführt. Bei 2 Pat. genügten konventionelle Röntgenbilder bei einfachen Avulsionen des HKB. 34 von 39 Tibiakopffrakturen wurden zusätzlich ventral versorgt. Alle Narben waren reizlos, eine leicht verbreitert. Postoperativ trat ein subkutanes Fadengranulom auf. Ein Pat. klagte über Parästhesien am lateralen Fußrand, einer am dorsolateralen Unterschenkel und einer an der Fußsohle. Motorische Läsionen fand sich nicht. Pseudarthrosen der dorsal versorgten Tibiaköpfe zeigten sich nicht. Implantatlockerungen konnten ebenfalls nicht nachgewiesen werden. Bei 6 Pat. waren an der Tibiavorderkante Schraubenspitzen zu tasten, ohne dass diese als störend empfunden wurden. Bei 3 von 15 Pat. mit Versorgung des HKB fand sich eine Streckhemmung von 10°. Bei den Pat. mit Tibiakopffraktur zeigte sich bei 9 von 36 eine Streckhemmung im Mittel von 12°. Die mittlere Beugungsfähigkeit aller Patienten betrug 116°±17° (Median 120°, Range 70°-140°). In den letzten Jahren wurde bei 7 Pat. das dorsale Implantat ohne Komplikationen wieder entfernt.
Schlussfolgerung: Der posterozentrale Zugang hat sich bei der dorsalen Versorgung von Tibiakopffrakturen und knöcherner HKB-Ausrisse bewährt. Er ist sicher und äußerst komplikationsarm. Geringe Streckdefizite sind selten und müssen vor dem Hintergrund des Frakturausmaßes relativiert werden. Idealerweise können beidseitig dorsal abgekippte Tibiakopffrakturen sowie tibiale Ausrisse des HKB durch den Zugang versorgt werden.