gms | German Medical Science

Fragestellung: Bei zunehmender Inzidenz von solitären Wirbelkörpermetastasen unterschiedlicher Entitäten ist die kombinierte Kyphoplastie mit intraoperativer Radiatio (Kypho-IORT) eine Möglichkeit, nicht nur histo-pathologische Informationen zu erhalten, sondern Schmerzen nachhaltig zu kontrollieren und Tumore lokal effektiv zu kontrollieren (Bludau et al., Spine J 2017). Die Methode ist im klinischen Ergebnis hinsichtlich lokaler Tumorkontrolle mit einer stereotaktischen Bestrahlung (SBRT) vergleichbar (Bludau et al. Spine J 2017, Keng Chen et al. Eur Spine J 2017, Husain et al. J Neurosurg Spine 2017). Die Vorteile der Kypho-IORT liegen in der minimalen Invasivität und der Einzeitigkeit der Versorgung, der sofortigen Schmerzreduktion (Reis et al., Tumori 2012) bei gleichzeitig hoher Sicherheit. Ziel dieser Arbeit war die retrospektive dichtekorrigierte Dosisberechnung im Tumor und im Myelon auf Basis klinisch durchgeführter Kypho-IORTs.

Methodik: Es wurden Monte Carlo-basierte 3D-Dosisberechnungen in Tumor und Myelon unter Verwendung der neuartigen Planungs-Software Radiance© (GMV Healthcare, Madrid, Spanien) an einem Kollektiv von 10 Fällen, die mit der Kypho-IORT (Dosis: 8 Gy in 13 mm vom Isozentrum, 50-KV-Strahlenquelle) behandelt wurden, prospektiv berechnet. Es wurde sowohl präoperative als auch intraoperative Bildgebung (Cone-beam CT: Siemens Zeego©) zur Bestrahlungsplanung verwendet.

Ergebnisse: Aus den Koordinaten des geometrischen Schwerpunktes der Metastase und den Koordinaten der Applikatorspitze ließ sich mittels Vektorenrechnung der Abstand zwischen beiden ermitteln und daraus das Verteilungsmuster der Bestrahlung dichtekorrigiert errechnen. In 7 von 10 Fällen lag dieser Abstand >5 mm – unabhängig von der absoluten Metastasengröße. In 8 von 10 Fällen lag die Dosisabdeckung der Metastase bei >70% der Verschreibungsdosis (8 Gy). In allen (10/10) Fällen lag die Bestrahlungsdosis des Spinalkanals inkl. Myelon unter 8 Gy.

Conclusio: Die Kypho-IORT ist eine wirksame, sichere und an Hand der 3D- Bestrahlungsplanung – im Gegensatz zu anderen intraoperativen Verfahren, wie z.B. der Thermoablation – exakt quantifizierbare Methode zur lokalen Kontrolle von Wirbelkörpermetastasen.

Der Spinalkanal wird dabei nachgewiesen nicht einer kritischen Dosis exponiert, bei gleichzeitig guter Abdeckung des Metastasenvolumens (2 Fälle unterhalb der Verschreibungsdosis von >70% 8Gy).

Der nächste technische Schritt zur Individualisierung der Therapie und weiteren Verbesserung der Metastasen-Dosis wird die unmittelbare intraoperativen 3D- Bestrahlungsplanung bzw. die Lageadaptation des Applikators auf Basis einer pre-operativen 3D- Bestrahlungsplanung sein.