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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Etablierung eines interdisziplinären infektiologisch-mikrobiologisch-orthopädisch/unfallchirurgischen Boards für Knochen- und Gelenkinfektionen an einer Uniklinik

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christina Otto-Lambertz - Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Norma Jung - Uniklinik Köln, Klinik I für Innere Medizin, Köln, Germany
  • Ayla Yagdiran - Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Nathalie Jazmati - Uniklinik Köln, Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Köln, Germany
  • Peer Eysel - Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO23-226

doi: 10.3205/17dkou788, urn:nbn:de:0183-17dkou7880

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Otto-Lambertz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die zunehmende Zahl an orthopädischen Eingriffen wie Injektionen und Operationen allgemein sowie insbesondere die deutlich steigende Zahl der endoprothetischen Primärimplantationen und Prothesenwechseleingriffe lässt zukünftig auch eine weitere Zunahme von Knochen- und Gelenkinfektionen erwarten. Aufgrund der Komplexität dieser Erkrankungen in Bezug auf Diagnostik und Behandlungsstrategien wird unterschiedliches Fachwissen benötigt. Daher sollte eine interdisziplinäre Erstellung von Behandlungskonzepten durch Orthopäden/Unfallchirurgen, Infektiologen und Mikrobiologen angestrebt werden.

Methodik: An der Klinik wurde im März 2014 ein interdisziplinäres Board für Knochen- und Gelenkinfektionen unter Einbezug der Fachdisziplinen Orthopädie/Unfallchirurgie, Mikrobiologie sowie Infektiologie initiiert. Hier können Patienten aus allen Fachabteilungen der Klinik sowie externe Konsilpatienten angemeldet werden, die unklare oder gesicherte Knochen- oder Gelenkinfektionen aufweisen. Das Board tagt 1x/Woche, die Anmeldung und Dokumentation erfolgt digital im Krankenhaus-Informationssystem.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In den ersten neun Monaten wurden 61 Patientenfälle besprochen. Anschließend steigerte sich die Zahl auf über 100 Patienten/a: 122 (2015), 120 (2016). Dabei wurden zu 27,7% Patientenfälle mehrfach besprochen, wenn sich im Erkrankungsverlauf neue Erkenntnisse ergaben. Mit 45,5% überwogen die Gelenkinfekte (überwiegend periprothetische Infekte von Hüfte und Knie), gefolgt von der Spondylodiszitis (25,6%) und den Osteomyelitiden (16,9%). Die Fragestellungen betrafen verschiedene Themenkomplexe wie v.a. die Notwendigkeit weiterer diagnostischer Schritte zur Sicherung der Infektion, Einschätzung der Relevanz von Erregern, Auswahl der Antibiotika incl. Länge und Verabreichungsform der medikamentösen Therapie sowie die Diskussion chirurgischer Konzepte wie Prothesenerhalt versus kurz-/langzeitiger Wechsel, Spacerwechsel, erneutes Debridement etc.. Als Grundlage der Diskussion standen klinische, radiologische, mikrobiologische und histopathologische Befunde zur Verfügung.

Des Weiteren wurden gemeinsame Diagnostik- und Behandlungsalgorithmen für periprothetische Infektionen entwickelt und in den Kliniken implementiert.

Knocheninfektionen sind sehr komplex und benötigen ein breites Fachwissen zum optimalen Management, analog zu den in den entsprechenden Leitlinien geforderten Tumor- und Endokarditisboards. An der Universitätsklinik konnte ein interdisziplinäres Board für Knochen-und Gelenkinfektionen innerhalb kurzer Zeit erfolgreich implementiert werden, um die Behandlungsqualität und damit die Prognose dieser schwerwiegenden Erkrankungen zu verbessern.