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Die plattenosteosynthetische Versorgung einer supra-transkondylären Humerusfraktur beim Kind
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Die suprakondyläre Humerusfraktur stellt eine häufige Verletzung im Bereich des Ellenbogens bei Kindern dar. Ist die operative Versorgung notwendig, so ist dies mit perkutanen Verfahren, ggf. zusätzlich offener Reposition und anschließender K-Drahtspickung durchführbar. Die Kombination mit gleichzeitiger transcondylärer Fraktur stellt hier eine Rarität dar und kann zu einer hochinstabilen Situation führen, die eine invasivere Osteosynthese erforderlich macht. Wir berichten über den seltenen Fall einer II° offenen supra-transkondylären Humerusfraktur beim Kind mit notwendigem dorsalem Zugang und plattenosteosynthetischer Versorgung.
Methodik: Wir berichten über einen 10jährigen Jungen, der sich beim Sturz mit seinem Rad eine radialseitig II° offene supra-transkondyläre distale Humerusfraktur links mit grober Fragmentdislokation nach ventral sowie radial, zugezogen hat. Eine begleitende distale Radiusfraktur(Salter Harris 2)links lag vor. Nach initial auswärtiger Versorgung wurde der Patient in unser Haus zur weiteren Therapie zuverlegt. Es zeigte sich bei Aufnahme der Verdacht auf eine begleitende N.radialis sowie N. ulnaris Läsion.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es erfolgte zunächst der radialseitige Zugang mit Ausschneiden der offenen Wunde mit anschließender K-Draht-und Schraubenosteosynthese des radialen Pfeilers mit Reposition der Gelenkfläche und Anlage eines gelenkübergreifenden AO-Fixateurs, sowie die K-Drahtspickung des distalen Radius. In einem zweiten Eingriff erfolgte dann via eines dorsalseitigen paratrizipalen Zuganges die Rekonstruktion der transkondylären Trümmerzone sowie exakte Wiederherstellung der Gelenkkongruenz, Darstellung des N.ulnaris und Entfernung des anliegenden AO-Fixateurs. Es erfolgte postoperativ die Ruhigstellung mittels Oberarmgipsschiene für 4 Wochen, mit passiver Beübungsfreigabe für 0-20-110° Ext/Flex. Es erfolgte zunächst die physio-und ergotherapeutische Behandlung des Patienten bzgl des neurolgischen Defizits. 6 Wochen postoperativ erfolgte die K-Drahtentfernung am distalen Radius. 11 Monate nach Versorgung konnte die vollständige ME am Ellenbogengelenk erfolgen. 13 Monate nach Unfall besteht bei dem Patienten ein Bewegungsausmaß von 0-10-140° Ext/Flex bei freier Pro-und Supination sowie eine nahezu vollständige Rückbildung der neurologischen Defizite. Alltagseinschränkungen bestehen keine mehr, eine zunehmende Aufnahme sportlicher Aktivität erfolgt durch den Patienten bisher beschwerdefrei.
Die supra-transkondyläre Fraktur wie in unserem Fall stellt eine Extremform der Ellenbogenverletzungen beim Kind dar. Zur Wiederherstellung der Gelenkkongruenz und der Wachstumsfuge kann in solchen ausgewählten Fällen die plattenosteosynthetische Versorgung nach den gleichen Prinzipien wie beim ausgewachsenen Ellenbogen mit Gelenkfraktur notwendig werden. Auch wenn im kurzen Nachbeobachtungszeitraum ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden konnte, bleibt angesichts der Komplexität der Verletzung bei noch offenen Wachstumsfugen der Langzeitverlauf jedoch abzuwarten.