Artikel
Einführung eines evidenzbasierten Algorithmus zur Diagnostik von Periprothetischen Infektionen: Analyse vermeidbarer Abweichungen vom Behandlungsalgorithmus
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Das Ergebnis von endoprothetischen Revisionsoperationen ist essentiell von der richtigen präoperativen Diagnose abhängig, da sich die Behandlung von septischen und aseptischen Revisionen grundlegend unterscheidet. Algorithmen stellen eine große Hilfe bei standardisiertem diagnostischen Vorgehen dar. Jedoch tendieren Algorithmen dazu, komplexe Fälle teilweise zu stark zu vereinfachen. Aus diesem Grund haben wir im Rahmen der Implementierung eines evidenzbasierten diagnostischen Algorithmus eine Prozessanalyse durchgeführt, um Abweichungen und Probleme bei der Einführung des standardisierten Vorgehens zu erfassen.
Methodik: In diese Studie wurden 50 Patienten eingeschlossen, die gemäß eines in unserer Klinik neu eingeführten, standardisierten Algorithmus diagnostisch abgeklärt wurden. Die durchgeführten diagnostischen Schritte und die Therapieplanung wurden retrospektiv analysiert und Abweichungen vom Algorithmus erfasst. Jede durchgeführte diagnostische Prozedur wurde mit dem durch den Algorithmus vorgegebenen Standard verglichen und statistisch ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Wir konnten insgesamt 52 Abweichungen bei 50 Patienten erfassen. In 25 Fällen wurden keine Abweichungen registriert. Eine erforderliche Gelenkpunktion wurde in 31.8% (95%-CI 18.1-45.6%) nicht durchgeführt, die zytologische Untersuchung (Leukozytenzahl und Anteil der neutrophilen Granulozyten) im Synovia-Aspirat erfolgte in 54,5% (95%-CI 39.8-69.3%). In 13,6% (95%-CI 3.5-23.8%) der Fälle wurden die aus dem Gelenkpunktat gewonnenen mikrobiologische Kulturen nicht verlängert (>48h) bebrütet. 7 von 13 (63.6%; 95%-CI 35.2-92.1%) arthroskopische Biopsien erfolgten konform des Algorithmus, in 4 Fällen erfolgte keine arthroskopische Biopsiegewinnung, obwohl erforderlich und 6 Patienten (12%; 95%-CI 3-21%) wurden entgegen des standardisierten Vorgehens arthroskopiert.
Die selbstkritische Analyse von Prozessabläufen und das Monitoring von Abweichungen und Problemen bei der Verwendung von Algorithmen ist erfolgsentscheidend. Hierdurch sind eine kontinuierliche Verbesserung der Behandlungsqualität und Fehlerreduktion bei standardisierten Prozessabläufen zu erreichen.