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Periprothetisches Psoasimpingement in der Hüftendoprothetik: Hilft uns die Navigation?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Die Irritation der Psoassehne durch einen überstehenden Vorderrand der künstlichen Gelenkpfanne (periprothetisches Psoasimpingement) ist ein möglicher Grund für persistierende Leistenschmerzen und Patientenunzufriedenheit nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese (HTEP). Gewöhnlicherweise beurteilt der Chirurg bei der Pfannenpositionierung die Lage der Psoassehne in Relation zum vorderen prothetischen Pfannenrand per Auge und Palpation. In der vorliegenden Arbeit wurde analysiert, ob das Risiko für periprotethisches Psoasimpingement durch die Verwendung bildfreier Navigationstechnik im Vergleich zur visuell-haptischen Einschätzung des Chirurgen relevant reduziert werden kann.
Methodik: Es erfolgte eine Sekundärauswertung einer prospektiven Studie. Insgesamt 135 Patienten erhielten prospektiv-randomisiert die Implantation einer zementfreien HTEP (Pinnacle, Corail, DePuy, Warsaw, IN, USA) über einen minimalinvasiven anterolateralen Zugang in Seitenlage mit oder ohne Anwendung eines bildfreien Navigationssystems (Brainlab, Feldkirchen) mit intraoperativer Registrierung des Psoassehnenverlaufs. Postoperativ wurde auf dreidimensionalen CT Rekonstruktionen (3D-CT) durch einen verblindeten Untersucher (Fraunhofer Mevis, Bremen) der anteriore Überstand der Pfanne bestimmt. Zusätzlich wurden zur Ermittlung des klinischen Ergebnisses der HHS, HOOS und EQ-5D Fragebogen ein Jahr postoperativ erhoben. Die statistische Beurteilung erfolgte mit deskriptiven Methoden, dem Mann-Whitney-U bzw. Chi-Quadrat Test auf einem 5% Signifikanzlevel sowie multivariater Analyse.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der 3D-CT Auswertung zeigte sich ein vergleichbares Alignement der implantierten Pfanne zwischen der Navigations- und der Kontrollgruppe sowohl hinsichtlich des anterosuperioren (3,9, -5,3 bis 12,6 mm gegenüber 4,4, -7,9 bis 13,7 mm, p=0,72) als auch des anteroinferioren (4,7, -6,2 bis 14,8 mm versus 4,2, -7,1 bis 16,3 mm, p=0,29) Pfannenrandes. Sieben Prozent (4/57) der implantierten Pfannen in der Navigationsgruppe und 15,2% (10/66) in der Kontrollgruppe zeigten einen anterioren Überhang (p=0,16). In einer mulitvariaten Analyse waren dabei der Grad der Pfannenanteversion (p<0,001) und weibliches Geschlecht (p=0,049) mit einem erhöhten Risiko für einen vermehrten Pfannenüberstand assoziiert. Ein klinisch manifestes Psoasimpingement war in keinem der Patienten festzustellen, sämtliche Scores waren ein Jahr postoperativ exzellent.
Das Risiko für einen vermehrten anterioren Pfannenüberstand lässt sich mit der bildfreien Navigation reduzieren, aber auch durch visuell-haptische Kontrolle des Chirurgen gelingt es, einen klinisch relevanten Überstand zu vermeiden. Besonders weibliches Geschlecht scheint ein unabhängiger Risikofaktor für periprothetisches Psoasimpingement zu sein.