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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Wirkung des selektiven Androgenrezeptormodulators (SARM) Ligandrol auf das Knochengewebe am osteoporotischen Rattenmodell

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Max Müller-Reiter - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Marina Komrakova - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Daniel Hoffmann - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Wolfgang Lehmann - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Arndt Schilling - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Stephan Sehmisch - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocGR17-533

doi: 10.3205/17dkou521, urn:nbn:de:0183-17dkou5216

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Müller-Reiter et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Inzidenz der Osteoporose wird in den nächsten Jahren dramatisch zunehmen und damit ihre hohe sozioökonomische Bedeutung weiter erhöhen. Nicht-steroidale Androgenrezeptor-Modulatoren sind schon im Einsatz zur Steigerung der Muskelmasse und Leistungsfähigkeit bei Tumorkachexie sowie zur Symptombehandlung bei altersbedingtem Rückgang des Androgen-Spiegels bei Männern. Durch ein verringertes Nebenwirkungsspektrum auf Grund hoher Selektivität stellt Liganrdol einen vielversprechenden Therapieansatz für Osteoporose dar, sodass nach ersten positiven Ergebnissen in anderen Versuchmodellen, die Verträglichkeit von Ligandrol an gesunden Probanden getestet wurde. Diese Studie untersuchte die Wirkung von Ligandrol (Lig.) auf die osteoporotische Tibiametaphyse.

Methodik: Drei Monate alte, weibliche Sprague Dawley Ratten (n=75) wurden in 5 Gruppen (n=15) eingeteilt. Gruppe 1 wurde nicht behandelt (Kontrolle). Die Gr.2-5 wurden ovarektomiert (Ovx). 8 Wochen nach Ovx wurde den Tieren unterschiedliche Dosen von Lig. über 5 Wochen mitgefüttert (Gr.3 0mg/kg KG; Gr.3: 0,04mg/kg KG; Gr.4: 0,4mg/kg KG; Gr.5: 4mg/kg KG). In Woche 13 wurden die Tiere geopfert und die Tibiae für die anstehenden Untersuchungen entnommen.

Die linke Tibia wurde biomechanisch und computertomograpisch an der Metaphyse analysiert, die rechte Tibia molekularbiologisch untersucht.

Bei der CT-Analyse wurden Dichte, Volumen für Kortikalis und Trabekel sowie Anzahl und Dichte der Trabekelkreuzungen bestimmt. Des Weiteren der relative Knochenanteil vom Gesamtgewebe (BV/TV) berechnet.

Bei der biomechanischen Analyse wurden Steifigkeit, Yield Load und Maximalkraft ausgewertet.

Die molekularbiologische Analyse steht noch aus.

Die statistische Auswertung erfolgte über das GraphPrism-Programm mittels Tukey-Test (p<0.05)

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Trabekelvolumen,BV/TV und die biomechanischen Parameter sanken nach OVX ab, ohne eine signifikante Verbesserung unter Ligandrol-Therapie zu erreichen. Auch die Trabekeldichte blieb unter Therapie unbeeinflusst. Dichte und Volumen der Kortikalis blieben sowohl bei OVX als auch unter Therapie unverändert. Bei der Anzahl und Dichte der Trabekelkreuzungen verbesserte Lig. den Knochen dosisabhängig.(4mg signifikant vs. OVX). Das Uterusgewicht fiel nach OVX stark ab, bei 4mg-Lig. stieg es signifikant im Vergleich zu Gr.2-4 ohne das Niveau von Gr.1 zu erreichen.

Signifikante Ergebnisse zwischen Non-OVX und OVX weisen auf ein stimmiges experimentelles Modell hin. Lig. hat keinen Effekt auf die Dichte und Volumen der Kortikalis, was die Biomechanik bestätigt.

Der dosisabhängige Anstieg von Anzahl und Dichte der Trabekelkreuzungen weist auf einen selektiven therapeutischen Effekt von Lig. auf die trabekuläre Knochenstruktur hin.

Weiteren Aufschluss über diese Wirkung im Knochenremodeling erwarten wir von den molekularbiologischen Ergebnissen.

Änderungen im Uterusgewicht,die die bekannt hohe Anzahl von Androgenrezeptoren im Uterus erklären könnte, erfordern eine kritische Bewertung des therapeutischen Einsatzes.