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Einfluss des Geriaters auf die Pharmakotherapie alterstraumatologischer Patienten
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Die Polypharmazie älterer unfallchirurgischer Patienten bringt neben der eigentlichen Frakturversorgung häufig zusätzliche Schwierigkeiten in der Behandlung mit sich. Eingeschränkte Nierenfunktion, veränderter Metabolismus sowie Medikamente, die potentiell delirogen wirken oder die Ossifikation hemmen, sind nur exemplarisch herausgegriffene Punkte, welche bei der Medikation sorgfältig bedacht werden müssen. Das Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung, ob im Vergleich zu einer rein unfallchirurgischen Behandlungsführung durch eine geriatrische Mitbehandlung (Co-Management) Fehler bei der Medikation verhindert werden können.
Methodik: In einem auf zwei Klinikzentren basierenden überregionalem Traumazentrum wurden dazu in einem Zeitraum von 3 Monaten alle Patienten > 70 Jahren mit proximaler Femurfraktur konsekutiv erfasst und die Akten der Patienten nach Abschluss der Behandlung ausgewertet. Am Klinikstandort 1 erfolgte die Behandlung ohne alterstraumatologisches Behandlungskonzept, am Standort 2 mit diesem (DGU-zertifiziertes Alterstraumazentrum).
Neben der Basismedikation wurden alle Neuanordnungen von Medikamenten sowie Änderungen im Medikationsplan erfasst, jeweils auch ob von Geriater oder Unfallchirurgen durchgeführt. Angelehnt an die STOPP / START-Kriterien zur Medikation geriatrischer Patienten wurden zusammen mit dem Geriater des Alterstraumazentrums "No-Go" Medikamente definiert, die beim orthogeriatrischen Patienten vermieden werden sollten (u.a. Benzodiazepine, Gyrasehemmer, NSAIDs wie Ibuprofen bei eingeschränkter GFR). Die statistische Auswertung erfolgte mittels Chi-Quadrat-Test (IBM SPSS Statistics 24).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 46 Patienten eingeschlossen werden, hiervon 37 weiblich und 9 männlich mit einem Durchschnittsalter von 84,5 Jahren (SD ± 6,8). Am Standort ohne Geriater (18 Patienten gesamt) konnte in 9 Fällen eine Verordnung eines oder mehrerer "No-Go" Medikamente festgestellt werden, während dies am Standort mit Geriater (28 Patienten gesamt) nur bei 3 der Patienten der Fall war(p=0,003). Außerdem wurde am Standort mit Geriater bei 17 Patienten während des stationären Aufenthalts eine Änderung der Medikation durch diesen vorgenommen. Es zeigt sich also, dass durch die feste Integration des Geriaters in das unfallchirurgische Team Fehler in der Medikation der Patienten signifikant häufiger vermieden bzw. schneller erkannt und behoben werden können. Dies sollte zwar nicht die restlichen an der Behandlung beteiligten Akteure aus der Verantwortung nehmen, unterstreicht jedoch die Bedeutung einer interdisziplinären Versorgung älterer unfallchirurgischer Patienten.