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Reduziertes Krankheitsbewusstsein für eine Osteoporose bei älteren Frakturpatienten gegenüber älteren Patienten mit degenerativen Erkrankungen
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Das Behandlungsdefizit der Osteoporose könnte neben der unzureichenden Beachtung der behandelnden Ärzte oftmals auch einem mangelnden Krankheitsbewusstsein (Awareness) orthogeriatrischer Patienten geschuldet sein. Insbesondere bei älteren unfallchirurgischen Patienten könnte hier eine unzureichende subjektive Einschätzung der Bedrohlichkeit der Osteoporose vorliegen. Das Ziel der vorliegenden Studie war es daher mögliche Unterschiede im Krankheitsbewusstsein zwischen älteren unfallchirurgischen und orthopädischen Patienten mit einer degenerativen Gelenkerkrankung zu identifizieren und den Einfluß des Patientenalters bzw. des Gesundheitszustandes auf die Awareness zu evaluieren.
Methodik: Um die Awareness der Osteoporose von Risikopatienten für eine Osteoporose (laut DVO) zu erheben, wurde von Mai 2015 - Dez 2016 eine Fragebogenerhebung an einem unfallchirurgischen und einem orthopädischen Zentrum durchgeführt. Die konsekutiv eingeschlossenen alterstraumatologischen Patienten befanden sich mit einer Osteoporose suspekten distalen Radiusfraktur oder proximalen Femurfraktur und die orthopädischen Patienten aufgrund einer Koxarthrose für eine Hüftendoprothesenimplantation in stationärer Behandlung. Neben relevanten Risikofaktoren wurde die generelle Bereitschaft zur Durchführung einer Osteoporosediagnostik eruiert und ob sich die Patienten von einer Osteoporose bedroht fühlen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der 150 alterstraumatologischen und 122 orthopädischen Patienten betrug 78,1 (±7,9) Jahre. Insgesamt empfanden 66,9% der Befragten Osteoporose als bedrohlich, wobei sich hoch signifikant mehr orthopädische (81,1%) als alterstraumatologische (53,3%) Patienten von der Krankheit bedroht sahen (p<0,0001). Von sich aus hielten 48,9% aller Patienten eine Untersuchung für erforderlich (Alterstraumatologisch: 45,3%; Orthopädisch: 53,3%, p=1,92). Ältere Patienten wiesen im Allgemeinen eine geringere Bereitschaft zur Osteoporosediagnostik auf (p=0,08) und sahen sich signifikant seltener davon bedroht (p<0,0001). Ebenso stuften Patienten mit einem schlechteren ASA-Score die Osteoporose signifikant seltener als bedrohliche Erkrankung ein (p<0,33).
Vor allem unfallchirurgische Patienten höheren Alters und einem schlechteren Gesundheitszustand scheinen das Osteoporoserisiko zu unterschätzen und fühlen sich nicht davon bedroht. Die Ursachen für das Missverhältnis zwischen der Selbsteinschätzung von alterstraumatologischen Patienten und älteren orthopädischen Patienten, könnten durch eine mangelnde Selbstwahrnehmung für die eigene Erkrankung bei alterstraumatologischen Patienten begründet sein. Unter Berücksichtigung der zunehmenden Häufigkeit von Fragilitätsfrakturen sollte neben der Aufklärung über den Stellenwert der Osteoporose, eine effektive Primär- und Sekundärprävention daher integraler Bestandteil der Behandlung von alterstraumatologischen Patienten sein um das hohe Risiko für Folgefrakturen zu reduzieren.